Leitzins
Die Zentralbank eines Landes legt den Zinssatz fest, zu dem sich die Geschäftsbanken Liquidität verschaffen. Dieser Leitzins genannte Zinssatz bestimmt, zu welchen Konditionen sich die Banken bei der Zentralbank Geld leihen können.
- Die Zentralbanken steuern den Leitzins
- Auswirkungen
- Das bedeutet ein hoher Leitzins
- Das bedeutet ein niedriger Leitzins
- Einfluss auf Privatanleger
- Kritik am Leitzins
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Der Leitzins hat Einfluss auf die Höhe von Kredit- und Sparzinsen.
- Im Euro-Raum legt die Europäische Zentralbank den Leitzins fest.
- Niedrige Leitzinsen sollen die Konjunktur ankurbeln.
Leitzins: Instrument zur Geldmarktsteuerung
Leitzinsen beeinflussen die Situation auf dem Geldmarkt wesentlich, was sie zu maßgeblichen Instrumenten der Geldpolitik macht. Denn über die Geschäftsbanken wirkt sich der Leitzins mittelbar auch auf das alltägliche Leben aus. Zum Beispiel hängen von ihm die Höhe der Zinserträge von Spareinlagen ebenso ab wie die Zinsrate bei Krediten. Dadurch haben Änderungen der Leitzinsen Auswirkungen auf die Kosten von Geldanlagen und Krediten. Die Folgen betreffen Wirtschaftswachstum, Konsumklima und die Arbeitslosenquote
Die Zentralbanken steuern den Leitzins
Der Staat ist daran interessiert, das Preisniveau und den Geldwert in einem Währungsraum stabil zu halten und auf Ereignisse wie eine Inflation reagieren zu können. Diesen Zweck erfüllt die Zentralbank, auch Notenbank genannt. In Deutschland verfolgte die Deutsche Bundesbank bis 1998 dieses Ziel. Seitdem übernimmt die Europäische Zentralbank (EZB) die Aufgabe, die Preisniveaustabilität im Euro-Raum zu gewährleisten. Der bis 1998 geltende Diskontsatz – der Zins, zu dem die Bundesbank den Euro von den Geschäftsbanken ankaufte –, wurde durch den Basiszinssatz ersetzt. Als Beispiel für Banken in nationalen Währungsräumen sind die US-Notenbank Federal Reserve System (FED), die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank zu nennen.
Auswirkungen des Leitzinses
Mit der Änderung des Leitzinses beeinflusst die Zentralbank die Geldmenge und die ökonomische Entwicklung im gesamten Währungsraum. Erhöht sich der Leitzinssatz, steigen die Kapitalmarktzinsen. Das dient zur Bekämpfung der Inflation. Eine Senkung der Leitzinsen soll zur Erholung einer schwachen Konjunktur führen. Die Korrekturen des Leitzinses haben auch eine Wirkung auf die Stärke der eigenen Währung im Vergleich zu ausländischen Währungen. Die Leitzinssenkung drückt zugleich den Preis der eigenen Währung – und umgekehrt. Auf diese Weise steuern Zentralbanken den Import und Export.
Das bedeutet ein hoher Leitzins
Eine Anhebung des Zinses bewirkt eine Geldverteuerung, die schließlich zur Geldverknappung führt. Für Geschäftsbanken ist das Leihen von Geld teurer geworden und sie geben diese Kostenerhöhung an die Verbraucher weiter. Auch für diese wird die Aufnahme von Krediten dann teurer. Die Anreize in der Privatwirtschaft sinken, Kredite aufzunehmen. Auf der anderen Seite werden verzinste Anlagen lukrativer. Gesamtwirtschaftlich gesehen führt die Leitzinssenkung zum Abkühlen der Konjunktur und ein Absenken der Inflationsrate. Die Sparrate steigt, die Investitionsrate sinkt.
Das bedeutet ein niedriger Leitzins
Die Senkung des Leitzinses hat modelltheoretisch gegenteilige Effekte. Kredite werden billiger, was sich auf die Konsum- und die Investitionsbereitschaft auswirkt. Folglich steigt die Investitionsrate, die Sparrate hingegen sinkt. Die wachsende Nachfrage nach Geld fördert das Wirtschaftswachstum und belebt den Aktienmarkt. Die Gefahr einer erhöhten Inflationsrate steigt jedoch.
Einfluss des Leitzinses auf Privatanleger
Die Zinsentscheidungen der Zentralbank sind folglich auch für die Privatverbraucher rasch spürbar. Die Leitzinserhöhung treibt die Zinsen für Festgeldanlagen und Tagesgeldkonten in die Höhe. Eine Senkung macht Kredite preiswerter, die Zinsen für Geldanlagen schmelzen allerdings. Gerade ein anhaltend niedriger Leitzins bedeutet für Sparer schwierige Zeiten. Mit klassischen Sparkonten können sie Geld langfristig gar nicht mehr vermehren und sollten sich hinsichtlich alternativer Geldanlagen wie Aktien oder Fonds umorientieren. Für kurzfristiges Anlegen, etwa beim Sparen auf eine größere Ausgabe, sind Festgeld und Tagesgeld weiterhin Möglichkeiten. Hier kann der Sparer außerdem schnell auf Zinsveränderungen reagieren.
Kritik am Leitzins
Die modelltheoretische Funktion des Leitzinses schlägt sich nicht immer in der ökonomischen Realität nieder. So ist seit der Wirtschaftskrise 2008 eine relative Entkopplung von Leitzins und der von den Geschäftsbanken erhobenen Zinsen zu beobachten. Der seit der Krise gravierend reduzierte Leitzins hatte nicht zum entsprechenden Verhalten der Kreditzinsen geführt. Einige Experten halten die Mindestreserve und Geldschöpfung bei der Kreditvergabe für wichtiger. Außerdem darf der Faktor Angebot/Nachfrage nicht unterbewertet werden.
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