Selbstfahrende Autos in fünf Jahren auf dem deutschen Markt
Stand: 11.10.2016
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Saarbrücken – Autos mit Autopilot, deren Fahrer nur noch gelegentlich selbst lenken, werden längst entwickelt. Spätestens in fünf Jahren gebe es in Deutschland Autos mit einem intelligenten Autopiloten, so die Einschätzung des Direktors des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, Professor Wolfgang Wahlster.
Selbstfahrende Autos seien mit einem intelligenten Autopiloten ausgestattet, benötigen aber nach wie vor in bestimmten Situationen einen Fahrer. Komplett selbstfahrende Autos, "wo jemand betrunken oder ohne Führerschein einsteigt und wie im Taxi nur noch sagt, wo er hin will", bräuchten nach Wahlster noch etwas länger. Bis diese auf dem Markt seien, werde es mindestens noch zehn Jahre dauern. Zwar gehöre die deutsche Forschung im Bereich des autonomen Fahrens zur Weltspitze. Die deutschen Zulassungsbehörden arbeiten jedoch oftmals genauer und kritischer als die amerikanischen Behörden. Zudem hätten deutsche Hersteller einen so guten Ruf, "dass sie nicht ganz so schnell unausgereifte Technologien auf den Massenmarkt bringen".
Alles unter Kontrolle mit dem Autopiloten
Das DFKI mit knapp 500 Wissenschaftlern erforsche derzeit unter anderem, wann und wie das selbstständig fahrende Auto in kniffeligen Situationen die Kontrolle wieder an einen menschlichen Fahrer abgeben könne. Wer gerade lese oder gar schlafe, könne nicht sofort das Fahrzeug lenken, wenn ihn das Auto plötzlich um Hilfe rufe. Der Autopilot müsse wissen, in welchem Aufmerksamkeitszustand sich die Insassen befänden – und das bei der Rückübergabe zeitlich berücksichtigen. Zudem müsse das Auto dem Fahrer kompakt und präzise sagen, warum es die Kontrolle an den Menschen übergeben muss. Im Extremfall müsse ein professioneller Fahrer in einem Servicezentrum per Fernsteuerung die Kontrolle übernehmen können.
Lernfähige Sensoren für jede Fahrsituation
Ein anderes zentrales Forschungsthema sei das Zusammenwirken der verschiedenen Sensoren am Auto. Videokameras, Laser, Radar und Ultraschall seien in verschiedenen Wetter- und Lichtsituationen unterschiedlich zuverlässig. Das geschehe über das Lernen der Softwaresysteme aus den eigenen richtigen und falschen Bewertungen von Situationen. Das Erlernen der Zuverlässigkeit maschinell gelernter Algorithmen, so der Informatikprofessor, sei jedoch eine sehr schwierige Aufgabe.
Das DFKI hat sich mit seiner intensiven Grundlagenforschung zu Komponenten des autonomen Fahrens nach eigenen Angaben weltweit einen Namen gemacht und ist derzeit das größte Zentrum für Künstliche Intelligenz. Das DFKI arbeitet mit dem Volkswagen-Konzern und BMW zusammen und hat auch Google, die den Bereich des maschinellen Lernens ebenfalls vorantreiben, als Gesellschafter mit im Boot. Die Wissenschaftler haben bereits Systeme entwickelt, die einspringen und das Auto übernehmen, wenn der Fahrer plötzlich am Steuer einschläft oder einen Zuckerschock hat. Der Wagen werde dann, so Wahlster, auch ohne Fahrer sicher an den Straßenrand gelenkt.
Künstliche Intelligenz für sicheres Fahren
Ein weiterer Durchbruch in der Forschung steht laut Wahlster gerade bevor: Das DFKI werde in Kürze als erstes Forschungszentrum in Deutschland einen neuen Supercomputer (DGX-1) als Schenkung bekommen, den der US-Hersteller Nvidia wenigen führenden Forschungsinstituten im Bereich Künstlicher Intelligenz überlasse. Es sei ein extrem leistungsfähiger Computer, der Grafikkarten als Rechner benutze. Das maschinelle Lernen werde mit mehrschichtigen neuronalen Netzen außerordentlich beschleunigt. Damit könne die parallele Auswertung und Zusammenführung aller Sensorinformationen in autonomen Fahrzeugen mit hoher Präzision und in Echtzeit erfolgen.
Nationaler IT-Gipfel zu autonomen Systemen
Der nationale IT-Gipfel am 16. und 17. November werde dem Saarland als "Informatikland Nr. 1" noch einmal "einen ganz tollen Impuls geben". Dabei werde es auch um autonome Systeme gehen. Zu dem IT-Gipfel werden unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Minister und Spitzenmanager aus der IT-Branche erwartet.