Fahrbericht Porsche Cayenne Turbo GT: Pure Provokation
Stand: 09.08.2021
Bildquelle: ©Porsche / Text: SP-X
Porsche legt bei seinem Spitzen-SUV nach und bringt als neues Top-Modell den Cayenne Turbo GT. Der größte Porsche löst damit die Eintrittskarte zum exklusiven Tempo-300-Klub.
Diese magische Marke schafft selbst das immer noch stärkste Porsche-SUV nicht, das als Hybrid mit Unterstützung eines E-Motors auf eine Systemleistung von 500 kW/680 PS kommt. Im betont auf Sportlichkeit ausgelegten Turbo GT wurde die Leistung des bekannten Vierliter-V8-Biturbo-Triebwerks auf 471 kW/640 PS gesteigert. Er setzt sich mit 196.000 Euro auch an die Spitze der Cayenne-Preisliste. Mit ein paar Extras springt er locker über die 200.000er-Hürde. Im Hause Porsche würde man für etwa dieses Geld auch ein 911 Turbo Cabrio bekommen. Das allerdings ist nur ein Zweisitzer, ausschließlich auf festen Straßen zu Hause und insofern nur bedingt alltagstauglich.
Provokation für Kritiker
Insofern ist die erste Begegnung mit dem 4,94-Meter-Brocken auf der beschaulichen schwedischen Insel Gotland zwiespältig. Die Lust auf einen heißen Ritt auf einer über sieben Kilometer langen Insel-Rennstrecke oder doch eher die Last, dass solche Art von Autos wohl längst aus ihrer Zeit gefahren sind. Die Zahlen sprechen für sich: Der 2,22-Tonnen-Bolide braucht nur 3,3 Sekunden, bis Tempo 100 erreicht ist. Die Automatik tobt sich energisch dank verkürzter Schaltzeiten durch ihre acht Gänge. Das sogenannte „Traktions-Management“ wurde ebenfalls der höheren Leistung angepasst und hält den Cayenne Turbo dank ausgefeilter Elektronik selbst dann auf der Straße, wenn in einer schnellen Kurve das äußere Räderpaar mal neben der Piste nach um Bodenhaftung ringt.
Ausgeklügelte Technik
Alles schön und faszinierend, vor allem bei dem Versuch, einen Profi auf einer Rennstrecke nicht aus den Augen zu verlieren. Adrenalin mischt sich mit Ehrfurcht vor der möglichen Geschwindigkeit, die Spurtkraft auf langen Geraden steigert den Puls und schwillt vor langgezogenen Biegungen weiter an. Das also ist der Fahrspaß, den die Porsche-Enthusiasten so lieben. Ein Spiel mit den überragenden Fähigkeiten der Technik, auch wenn Normalfahrer deren physikalische Grenzen nicht annähernd erreichen werden und wohl auch nicht wollen.
Im Alltag braucht keiner 640 PS
Die meiste Zeit wird sich auch so ein Super-Cayenne im realen Leben bewegen, auf Landstraßen hinter Trucks einordnen oder im Stadtverkehr vor einer roten Ampel verharren. Vielleicht transportiert er dank bis 1.464 Liter Stauraum auch die Gartenmöbel für die Grillparty oder das Urlaubsgepäck. Da fragt keiner mehr nach 640 PS oder 300 km/h Spitze. Das Stuttgarter Rennpferd in Haflinger-Dimension kann auch Lastesel oder Komfortkutsche bei der Landpartie. Nur bei dieser Art von Alltagsnutzung begnügen sich die acht Zylinder und ihre zwei Turbo-Gehilfen mit weniger flüssigem Futter. Angesichts der Leistung mag da ein Schnittverbrauch von knapp zwölf Litern noch angemessen sein.
Wer mit einem Cayenne ans Spritsparen denkt, kann in der Preisliste stöbern und findet unter den 13 Versionen immerhin vier mit einem Plug-In-Hybrid-Antrieb, der dem Benzin-Hunger dank eines zusätzlichen elektrischen Motors entgegenwirkt. Keine Sorge, auch die Hybriden rennen 250 km/h und mehr.
Autor: Peter Maahn