Fahrbericht Hyundai Ioniq 5: fast schon ein Paukenschlag
Stand: 02.07.2021
Bildquelle: ©Hyundai / Text: SP-X
Superschnelle Ladetechnik, Solarzellen auf dem Dach, Reichweiten von 400 Kilometern und mehr und sein Radstand übertrifft sogar die E-Klasse von Mercedes. Viele Vorschusslorbeeren also für den koreanischen Stromer. Doch wie macht er sich auf der Straße?
Schon auf den ersten Blick wird klar, wen die Koreaner da im Visier haben. Zwischen dem neuen Hyundai Ioniq 5 und dem VW ID.4 besteht zwar keine Verwechslungsgefahr, aber die Idee dahinter gleicht sich sehr: Ein leistungsfähiges Elektroauto, das sowohl die Fans klassischer kompakter SUV ansprechen als auch hartnäckig zweifelnde Benzin-Jünger ins Land der Batterien und Ladesäulen locken soll.
Design sorgt für Aufmerksamkeit
Das bemerkenswerte Blechkleid des Ioniq 5 ist kein Geheimnis mehr, die Werbetrommel wird mit bewegten Bildern längst auf allen TV-Kanälen gerührt. Die Designer wollen den Nerv der Tech-Fans treffen, kombinieren viele glatte und zuweilen schräge Flächen mit Linien und Falzen, um sich vom SUV-Einerlei abzuheben. Das Ganze erinnert ein wenig an den berühmten Tarnkappen-Bomber „Stealth“, der sich durch seine Form für Radaraugen unsichtbar macht. Auf der Straße wird er aber in irdische Tempofallen tappen, wenn das rechte Pedal zu heftig getreten wird. Auf jeden Fall sorgt er für die nötige Aufmerksamkeit, die ein neues Auto wie der Ioniq 5 für einen erfolgreichen Start nun mal braucht. Als Bühnenlicht dienen schmale LED-Leisten an Bug und Heck. So geht Modernität heute.
Sausende Sänfte
Beim Druck des Startknopfs die übliche Stille eines E-Autos, die dann auf den ersten Metern vom künstlichen Schnarren der Fußgängerwarnung abgelöst wird. Unser Test-Exemplar ist das Topmodell, hat zwei E-Motoren gerecht verteilt auf Vorder- und Hinterachse, was dann zwangläufig zu einem Allradantrieb führt. Wehe, wenn die Durchzugskraft von bis zu 605 Newtonmetern ernst macht. Dank 225 kW/305 PS wird der Ioniq 5 zur sausenden Sänfte, die sich erst bei 185 km/h zur Ruhe begibt. Wobei sich das Thema Sportlichkeit mit dem Spurt-Erlebnis auch schon erledigt. Der Schwerpunkt liegt nun mal serienmäßig auf Komfort. Auf Autobahnen ein Reisemobil, auf Landstraßen eher Sightseeing-Begleiter statt Kurvenräuber. Schließlich müssen in diesem über 2,1 Tonnen um die Biegungen gewuchtet werden.
Wärmepumpe per Aufpreis
Je nach Ausstattung bietet der Hyundai aber ein Paket an pfiffigen Ideen. Stets serienmäßig schon beim „kleinen“ Modell mit 58 kWh-Batterie-Heckantrieb und immerhin 125 kW/170 PS ist die Möglichkeit, mit 800-Volt-Technik zu laden (in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent Ladestand). Ebenso im Grundpreis von 41.900 Euro exklusive Prämien an Bord sind zum Beispiel der Radar-Tempomat, die Bildschirme mit Navigation oder eine verschiebbare Rückbank, die dann dank gewaltiger Beinfreiheit für Lounge-Feeling sorgt. Die weiteren Varianten bieten mit starker 72,6 Batterie auch die Wahl zwischen Heck- oder Allradantrieb. Ausstattungs-Leckerbissen kosten dann zwischen 5.000 Euro, 8.500 Euro bis hin zu 11.850 Euro Aufschlag auf den jeweiligen Grundpreis. Dann können sich zahlungskräftigere Hyundai-Eigner über weitere Extras freuen wie zum Beispiel eine Wärmepumpe für die Klimaanlage und vieles mehr.
Den Preisvogel schießt eindeutig unser gefahrenes Top-Modell mit zwei Motoren und großem Akku ab. Er hat dann fast alles serienmäßig, darunter auch eine Bose-Soundsystem, einen Einparkassistent mit Fernbedienung, das erwähnte Head-Up-Display oder auch eine 230-Volt-Steckdose in der Ladebuchse, über die zum Beispiel ein E-Bike unterwegs aufgeladen werden kann. In Summe kostet der König aller elektrischen Hyundai satte 60.800 Euro. Und es geht noch mehr: Nochmal obendrauf kommen 2.600 Euro, wenn man den Ioniq 5 auch noch mit einem Solardach (sorgt für gut 2.000 Kilometer Extrastrom pro Jahr) oder flache Liegesitze für die vorderen Insassen ausstattet. Die können dann die Ladepause an der Schnellladesäule mit einem bequemen Erholungsschlaf überbrücken.
Autor: Peter Maahn