Schnäppchen und Schwarze Schafe europaweit: Verbraucherschutz boomt
Stand: 12.10.2004
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Düsseldorf/Gronau/Kiel (dpa/lnw) - Nicht nur im Kaufhaus um die Ecke, auch im weltweiten Netz schillert die bunte Warenwelt. Im Internet locken Anbieter aus ganz Europa mit dem unschlagbaren Schnäppchen beim Online-Kauf. Das überzeugt nicht zuletzt wegen der einheitlichen Währung immer mehr Deutsche vom Einkauf per Maus-Click. Allerdings wird das angeblich grenzenlose Shoppen seinem Namen nicht ganz gerecht. Nach den steigenden Beratungszahlen bei den Europäischen Verbraucherzentren (EVZ) hier zu Lande in Düsseldorf und Kiel zu urteilen, stossen Kunden mehr und mehr an neue Grenzen - mal kriminelle, mal vertragliche und häufig einfach nur sprachliche.
Bei ihren Kieler Kollegen steht die auf südeuropäischen Strandpromenaden nach wie vor zahlreich vertretene kriminelle "Timesharing"-Masche ganz hoch im Kurs - mit viel Beratungsbedarf bei deutschen Urlaubern. Dem trickreichen Verkaufspersonal, das sonnenhungrigen Kunden Unterschriften für Teilzeitwohnrechte mit Anzahlungen von bis zu 2000 Euro abluchsen wolle, sei in Deutschland nur schwer beizukommen. "Hände weg von solchen teuren "Reise- Souvenirs"", lautet der wichtigste Tipp des Kieler EVZ-Leiters Bernd Krieger.
Aber nicht nur über den Tisch gezogene Kunden, auch nach Schnäppchen Ausschau haltende Europa-Shopper haben die Zugriffe auf die Düsseldorfer Internetseite nach oben schnellen lassen. Mit mehr als 71.400 "Clicks" in diesem ersten Halbjahr ist die Gesamtzahl 2003 von knapp 70.500 bereits übertroffen. Auch vor der Flut telefonischer Anfragen können sich die Berater kaum retten -"von den Bestellungen der Broschüren ganz zu schweigen". "Die zum "Autokauf in Europa" ist der Renner", das Heft "Einkaufen in Europa" mit Tipps zu Schlussverkauf und Warenumtausch laufe ohne Ende, sagt Beraterin Jousma.
Weiter nördlich pendeln sich die direkten "Hilferufe" - per Telefon oder E-Mail - zwar langsam auf hohem Niveau ein. "Dafür nehmen die Seitenzugriffe auf der Homepage enorm zu", konstatiert Krieger. Nach gut 722.000 im vergangen Jahr waren es in den ersten sechs Monaten 2004 bereits knapp 560.000. Dort findet der Europa-Urlauber etwa Hinweise zum "EU-Pass für Frettchen" oder ein "Wörterbuch" mit Lebensmittel-Zusatzstoffen - auch der griechische Name für das Antioxidationsmittel E 304 (I) ist dabei.
Die in Deutschland tätigen Berater klären aber nicht nur für die eigenen Landsleute offene Rechtsfragen. "Auch der finnische Gebrauchtwagenkunde, der nach dem Schnäppchenkauf in Deutschland mit einem kaputten Wagen in Skandinavien ankommt, gehört zum Kundenkreis". In diesem Fall wird die Reklamation aus Finnland dann von den deutschen Verbraucherschützern weiter verfolgt. "Wie in allen Fällen schätzen wir das Problem juristisch ein, setzen Briefe auf oder rufen beim Anbieter an", beschreibt Jousma den Service der Zentren.
Den bei vielen europabegeisterten Schnäppchenjägern häufig gewünschten Tipp, wo man denn nun am sichersten und günstigsten zuschlägt, hat die Beraterin aber nicht parat: "Schnäppchen und Schwarze Schafe gibt es überall."