Realzins-Radar: Sparer verlieren 9,1 Milliarden Euro im ersten Quartal
Stand: 17.04.2020
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Niedrige Zinsen unterhalb der Inflationsrate führten im ersten Quartal 2020 zu realen Verlusten für Sparer in Deutschland: 9,1 Milliarden Euro haben ihre Spareinlagen an Wert verloren, pro Kopf sind das 109 Euro. Zu diesen Ergebnissen kommt das quartalsweise erscheinende Realzins-Radar, den die comdirect gemeinsam mit Barkow Consulting ermittelt.
Realzins berücksichtigt Kaufkraftverluste durch Inflation
In den ersten drei Monaten 2020 lagen die Zinssätze für Tages- und Festgelder, Girokonten und Spareinlagen bei durchschnittlich 0,14 Prozent. Die Inflationsrate betrug im Quartalsdurchschnitt 1,64 Prozent. Daraus ergibt sich ein Realzins von minus 1,50 Prozent. Der Realzins ist der tatsächliche Zins nach Abzug der Inflation – also der Zins, den die Sparer unter Berücksichtigung des Kaufkraftverlustes erzielen.
Realzins seit drei Jahren immer im Minus
„Die Vorbehalte der Deutschen vor Wertpapieren dürften sich angesichts der jüngsten Börsenturbulenzen noch einmal verstärkt haben. Dabei sind auch Spareinlagen schon lange keine Garantie mehr für Erträge“, sagt comdirect-Chefin Frauke Hegemann. Seit 2003 habe die reale Verzinsung in mehr als der Hälfte der Monate im negativen Bereich gelegen. „In den letzten drei Jahren gab es in keinem einzigen Monat einen positiven Realzins für Erspartes“, sagt Hegemann.
In der langfristigen Betrachtung werden die Auswirkungen besonders deutlich. Seit Ende 2010 haben die deutschen Sparer durch Niedrigzins und Inflation bereits 143,7 Milliarden Euro verloren – das sind 1.747 Euro pro Bundesbürger.
Aktien bieten die Chance auf höhere Renditen
Hegemann rät mittel- bis langfristig orientierten Anlegern, zum Vermögensaufbau auf Wertpapiere zu setzen: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Börsen auch nach starken Einbrüchen immer wieder erholen – sei es nach Weltkriegen, dem Platzen der Dotcom-Blase oder der Finanzkrise.“ In den letzten 120 Jahren hätten globale Aktien laut einer Analyse der Credit Suisse real, also inflationsbereinigt, eine annualisierte Rendite von 5,2 Prozent erzielt.
Tages- und Festgeld bei Top-Anbietern anlegen
Für den Teil der Ersparnisse, der als Tages- oder Festgeldanlage deponiert wird, ist ein sorgfältiger Anbietervergleich das A und O. Tagesgeld bringt bei Top-Banken aktuell bis zu 0,6 Prozent Zinsen. Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegen kann, streicht bis zu 1,25 Prozent Zinsen im Jahr ein. So lassen sich Kaufkraftverluste zumindest spürbar begrenzen.