Kennzeichen entscheidet: Kfz-Versicherung in Berlin 58 Prozent teurer als in Münster
Stand: 02.09.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Gleicher Fahrer, gleiches Auto – aber in Berlin ist die Kfz-Versicherung 58 Prozent teurer als in Münster. Das zeigt eine aktuelle Modellrechnung des Vergleichsportals Verivox anlässlich der neu veröffentlichten Regionalklassen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Regionalklassen können für hohe Prämienunterschiede sorgen. Direkt hinter der Berliner Stadtgrenze sinken die Kosten deutlich.
Hauptstädter zahlen 464 Euro mehr
Autofahren in der Hauptstadt ist besonders teuer. Laut Verivox-Modellrechnung zahlt ein 45-jähriger Berliner für die Vollkasko-Versicherung seines VW Passat 58 Prozent bzw. 464 Euro mehr als er in Münster zahlen würde. Auch die Teilkasko ist in Berlin 50 Prozent (233 Euro) teurer, die Haftpflicht 29 Prozent (103 Euro).
Wohnort
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Haftpflicht
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Haftpflicht+Teilkasko
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Haftpflicht+Vollkasko
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Berlin-Mitte | 459,36 € | 701,62 € | 1.262,39 € |
Münster | 356,37 € | 468,61 € | 798,05 € |
Mehrbeitrag in Berlin in € | 102,99 € | 233,01 € | 464,34 € |
Mehrbeitrag in Berlin in % | 29% | 50% | 58% |
Berechnung: VW Passat 2.0 TDI, Alleinfahrer 45 Jahre, 15.000 km / Jahr, SF 10. Durchschnittlicher Beitrag der fünf günstigsten Tarife.
Die Regionalklassen berechnet der GDV jährlich neu. Sie bewerten das Schadenrisiko in mehr als 400 Zulassungsbezirken – unter anderem anhand von Unfallzahlen, Diebstahlhäufigkeit, Unwetterschäden und den durchschnittlichen Reparaturkosten. Regionen mit vielen Schäden werden teuer eingestuft – das wirkt sich auf die Versicherungsprämie aus. Besonders Großstädte schneiden hier oft schlecht ab: In Berlin wurden 2024 pro 100.000 Einwohner 974 Autos gestohlen. In Münster waren es mit 487 Fällen nur halb so viele, wie aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht.
"Die Regionalklassen sind ein wichtiger Faktor bei der Beitragsberechnung – aber für Kfz-Versicherer nicht bindend", sagt Aljoscha Ziller, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Einige Versicherer kalkulieren zusätzlich mit eigenen Risikomodellen. Doch am Ende zählt: Wo häufiger Schäden passieren, dort steigen für alle die Prämien – unabhängig vom persönlichen Fahrverhalten."
Hinter der Stadtgrenze wird es günstiger
Deutliche Beitragsunterschiede zeigen sich nicht nur zwischen Städten, sondern auch direkt vor der Haustür. So zahlt ein Autofahrer in Berlin-Buckow für die Vollkaskoversicherung 425 Euro mehr als sein Zwilling in Schönefeld in Brandenburg direkt hinter der Stadtgrenze. Obwohl beide Wohnorte nur eine Straße trennt, sorgt die unterschiedliche Einstufung in den Regionalklassen für einen Preisunterschied von 51 Prozent (425 Euro). Auch die Teilkasko ist in Buckow 38 Prozent (194 Euro) teurer, die Haftpflicht kostet 42 Prozent (138 Euro) mehr.
Wohnort
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Haftpflicht
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Haftpflicht+Teilkasko
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Haftpflicht+Vollkasko
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---|---|---|---|
Berlin-Buckow | 465,07 € | 699,46 € | 1.256,34 € |
Schönefeld | 327,42 € | 505,15 € | 830,85 € |
Mehrbeitrag in Berlin in € | 137,65 € | 194,31 € | 425,49 € |
Mehrbeitrag in Berlin in % | 42% | 38% | 51% |
Berechnung: VW Passat 2.0 TDI, Alleinfahrer 45 Jahre, 15.000 km / Jahr, SF 10. Durchschnittlicher Beitrag der fünf günstigsten Tarife.
Beitragsdruck bleibt hoch
Die Regionalklassen sind nur ein Faktor von vielen bei der Preisgestaltung. Nach zwei Jahren mit deutlichen Beitragserhöhungen müssen viele Autofahrer auch 2026 mit steigenden Kosten rechnen. Hauptgründe sind die anhaltend hohen Reparatur- und Ersatzteilpreise, gestiegene Löhne in Werkstätten und nach wie vor bestehende Deckungslücken in den Bilanzen vieler Versicherer.
"Die Kfz-Versicherer stehen weiter unter wirtschaftlichem Druck – in vielen Fällen waren die Prämien in den vergangenen Jahren schlicht zu knapp kalkuliert", sagt Aljoscha Ziller. "Einige Anbieter müssen weiterhin nachjustieren, andere haben ihre Bilanzen aber inzwischen stabilisiert und können mit günstigen Preisen in die Wechselsaison gehen, um Neukunden zu locken. Das schafft auch wieder attraktive Sparpotenziale für Kunden."
Methodik
Die Berechnungen basieren auf dem Fahrerprofil für einen 45-jährigen Alleinfahrer eines VW Passat 2.0. Aus über 400 Versicherungsangeboten wurden aus den jeweils 5 günstigsten Tarifen ohne Telematik Durchschnittswerte für Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko gebildet.