Premium-SMS und Klingeltöne als Schuldenfalle
Stand: 22.03.2005
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Stuttgart (dpa) - Das Handy entwickelt sich immer mehr zur Schuldenfalle: Nach Angaben der baden-württembergischen Verbraucherzentrale vom Dienstag in Stuttgart öfter beschweren sich Bürger immer häufiger über Handyrechnungen, die erschreckende Höhen erreichen. So bezahlten Kinder und Jugendliche etwa für Klingeltöne, für die im Fernsehen oder Zeitschriften geworben wird, zum Teil bis zu 4,99 Euro.
Nach Angaben der Verbraucherzentrale treiben so genannte Premium-SMS die Handyrechnung in die Höhe. 1.000 Euro seien dabei keine Seltenheit. Über Premium-SMS können Mobilfunk-Dienstleistungen per Kurzmitteilung zu speziellen Preisen abgerechnet werden. Mit ihnen werden Klingeltöne und Logos verkauft oder auch die Teilnahme an einem Chat ermöglicht. In den Jahren 2003 und 2004 hätten die Oberlandesgerichte Hamburg und Hamm die Werbung für die über 0190-Nummern herunterzuladenden Extras in Kinder- und Jugendzeitschriften als sittenwidrig untersagt. "Die Anbieter konzentrieren sich deshalb jetzt auf die Premium-SMS", sagte Sievering-Wichers.
Telekommunikationsleistungen haben einen Schwerpunkt der Verbraucheranfragen im vergangenen Jahr gebildet. Am spektakulärsten sei der Fall eines 23-Jährigen, der über drei Monate für mehr als 5.000 Euro Kurzmitteilungen sendete und empfing. "Ihm war nicht klar, dass er bei der Flirtline auch für eingehende Nachrichten, deren Anzahl er nicht beeinflussen konnte, bezahlen muss", sagte Sievering-Wichers.
Wie die Verbraucherzentrale weiter ausführte, steht in Folge von Sparmaßnahmen kaum Geld für Investitionen zur Verfügung. Nach der Schliessung der Standorte in Offenburg und Heilbronn gibt es noch 13 Einheiten im Südwesten. Drei davon - Karlsruhe, Freiburg und Ulm - arbeiten nur eingeschränkt. 2004 haben insgesamt 525.866 Baden-Württemberger Angebote der Organisation genutzt. Deren Etat lag bei rund 3,6 Millionen Euro. Während die Zahl der Ratsuchenden, die sich telefonisch an die Verbraucherzentrale wandten, mit 100.838 nahezu gleich war wie im Jahr davor, nahmen die Beratungen per Brief und E-Mail um knapp 11 Prozent auf 14.794 zu.
Auch die Zahl der persönlichen Beratungen stieg um 12,5 Prozent auf 6.059. Insgesamt 358.974 Verbraucher klickten sich per Internet bei der Verbraucherzentrale ein. Dies sei ein Zuwachs um knapp 40 Prozent im Vergleich zu 2003. Einen erheblichen Rückgang um etwa 25 Prozent verzeichnete die Verbraucherzentrale bei den persönlichen Besuchern.
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