EU: Echtzeitüberweisung soll billiger werden
Stand: 18.11.2022
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Technisch ist es schon lange möglich, jemandem Geld in Sekundenschnelle zu überweisen. Da die Banken aber extra Gebühren für Instant Payment verlangen, nutzt kaum jemand diese Funktion. Die EU-Kommission will dies jetzt ändern.
Brüssel müht sich redlich, doch das sekundenschnelle Bezahlen ist auch fünf Jahre nach seiner Einführung in Europa noch eine Seltenheit. Etwa 13 Prozent aller auf Euro lautenden Kundenüberweisungen im Sepa-Raum werden in Echtzeit ausgeführt. Dass die EU-Kommission Banken und Sparkassen nun Vorgaben für die Bepreisung sogenannter Instant Payments machen will, um diese Zahlungsmethode voranzubringen, kommt bei Deutschlands Bankenverbänden nicht gut an.
In Europa sind seit dem 21. November 2017 die «SCT Inst» genannten schnellen Überweisungen möglich. Die EU-Kommission hatte als Ziel ausgegeben, solche Überweisungen von Konto zu Konto binnen Sekunden bis Ende 2021 in der Union zum Standard zu machen. Der Zahlungsverkehrsraum «Single Euro Payments Area» (Sepa) umfasst die 27 EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz, Monaco, San Marino, Andorra, Vatikanstadt und Großbritannien.
Kunden nutzen Echtzeitüberweisung nur in Ausnahmefällen
Doch rund ein Drittel der Banken in der EU bietet Instant Payments nach jüngsten Angaben der EU-Kommission bislang nicht an. Und die meisten Privatkunden nutzen die meist kostenpflichtige Überweisung nur in Ausnahmefällen. Eine mögliche Anwendung ist der private Verkauf eines Autos. Wird ein solches Geschäft per Echtzeitzahlung abgewickelt, kann der Verkäufer direkt kontrollieren, ob das Geld auf seinem Konto angekommen ist. Bei anderen elektronischen Bezahlverfahren muss ein Autoverkäufer zumindest das Risiko einkalkulieren, dass der Käufer nicht zahlt.
Instant Payment soll nicht mehr kosten als normale Überweisung
Um den schnellen Überweisungen zum Durchbruch zu verhelfen, will Brüssel nun durchsetzen, dass Echtzeitzahlungen in Euro für Bankkunden nicht teurer sein dürfen als Standardüberweisungen, die in der Regel kostenlos sind. Zudem sollen alle Kreditinstitute verpflichtet werden, die schnellen Überweisungen zu jeder Zeit anzubieten. Normale Überweisungen dauern in der Regel einen Arbeitstag, Echtzeitzahlungen bis zu zehn Sekunden.
Die Möglichkeit, sofort Geld zu senden und zu empfangen, sei besonders wichtig in Zeiten, in denen Rechnungen für Haushalte und Unternehmen stiegen und es auf jeden Cent ankomme, argumentiert Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness. Über den Ende Oktober vorgelegten Gesetzesvorschlag der EU-Kommission müssen nun die EU-Staaten und das Europaparlament verhandeln. In diesem Verfahren sind Änderungen möglich.
Banken wehren sich
«Die von der EU-Kommission vorgeschlagene Preisregulierung ist vor dem Hintergrund des vielfältigen Marktangebotes nicht angemessen», hält die Deutsche Kreditwirtschaft dagegen. «Zudem steht die Nutzung von Echtzeitzahlungen und die Entwicklung auf ihrer Infrastruktur aufbauender Angebote in Europa noch am Anfang, wenn auch mit hohen Wachstumsraten und ebenso hohem Potenzial. Erfahrungsgemäß braucht es seine Zeit, bis sich technologische Innovationen sowohl auf der Angebots- wie auch der Kundenseite durchsetzen und durch eine breite Akzeptanz positive ökonomische Effekte auslösen», argumentiert der Dachverband der fünf großen Bankenverbände in Deutschland.
Instant Payment als Chance
Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz wirbt seit Jahren für Instant Payments. Einwände, Zahlungen müssten zumindest im Regelfall nicht in Echtzeit abgewickelt werden, halte er für rückständig, sagte Balz kürzlich auf einer Tagung in Frankfurt. «Man versäumt so die Chance, Zukunft zu gestalten.» Balz bekräftigte: «Eine rasche Ausweitung von Echtzeitzahlungen kann insgesamt dazu beitragen, Abhängigkeiten zu überwinden und die Autonomie Europas zu stärken.»