Deutsche Telekom erhält drei Milliarden Mark für Kabelnetz im Südwesten
Stand: 15.03.2001
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(cz/dpa) Das US-amerikanische Unternehmen Callahan will den Kauf des TV-Kabelnetzes in Baden-Württemberg in wenigen Wochen unter Dach und Fach bringen. Das sagte Callahan-Vorstandschef Richard Callahan am Donnerstag in Stuttgart.
Das zusammen mit Banken und Investoren aufgebrachte Finanzierungspaket werde rund drei Milliarden DM (1,5 Mrd Euro) betragen. Callahan übernimmt die Mehrheitsanteile von der Deutschen Telekom und will das Kabelnetz für interaktives Fernsehen und einen schnellen Internet-Zugang ausbauen. Ursprünglich war für den Abschluss des Kaufs der 1. Januar 2001 vorgesehen.
Bei der Vertragsunterzeichnung im Mai 2000 habe sein Unternehmen nicht die Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt für Telekom-Investitionen vorausgesehen, begründete Callahan die Verzögerung. Es sei unter anderem durch die hohen Kosten für die UMTS- Mobilfunklizenzen vorübergehend schwieriger geworden, genügend Fremdkapital aufzubringen. In Nordrhein-Westfalen hat Callahan bereits mit der Umrüstung der Kabelnetze begonnen. Dort steht ein Finanzierungspaket in Höhe von neun Milliarden Mark zur Verfügung. Zum eigentlichen Kaufpreis für jeweils 55 Prozent der Anteile an den Kabelnetzen macht Callahan keine Angaben.
Auch im Südwesten solle ein Konsortium unter der Leitung von Nortel Networks den technischen Ausbau des Breitband-Netzes mit Rückkanal abwickeln, sagte Callahan. Die Gruppe hatte in NRW bereits den Zuschlag erhalten. Dort würden 400 direkte und 1500 indirekte Jobs durch das Mammut-Kabelprojekt geschaffen. "Breitband ist die Zukunft", sagte Callahan. Das Topmanagement der Tochter Kabel NRW setze sich derzeit zwar noch aus Ausländern zusammen. Mittelfristig wolle er aber in NRW und in Baden-Württemberg "deutsche Unternehmen schaffen". Callahan meinte, seine Firma sei weiterhin am Kauf der Kölner Telefongesellschaft Netcologne interessiert und habe ein "ernstes Angebot" unterbreitet.
Vertreter von Politik, öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk und Deutscher Telekom steckten zum Abschluss des "Zukunftsforum Kabel 21" ihre Erwartungen an den Ausbau des Netzes für rund 2,2 Millionen Kabel-Haushalte im Südwesten ab. Staatsminister Christoph Palmer (CDU) sagte, die Erschließung solle sich nicht nur auf Ballungsräume, sondern auch auf ländliche Gebiete erstrecken. Der Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telekommunikation, Jürgen Doetz, setzte sich dafür ein, Fernseh- und Radioprogramme im Kabel nicht zu Gunsten von profitableren Internet-Angeboten zu verdrängen.
Erwin Sauermann von der Kabel-Tochter der Deutschen Telekom sagte, er rechne damit, daß bis Mitte 2001 alle neun regionalen Kabelnetze in Deutschland mit 22 Millionen Haushalten einen neuen Betreiber haben. Ein Konsortium des amerikanischen Medienunternehmens Liberty Media und des britischen Investors Klesch hatte vor drei Wochen eine Absichtserklärung zum Kauf der Netze in sechs Regionen unterzeichnet. Klesch ist bereits neuer Betreiber in Hessen. Nach Branchenschätzungen nimmt die Deutsche Telekom durch den Verkauf insgesamt weit mehr ein als die 16,6 Milliarden Mark, die sie für ihre UMTS-Lizenz bezahlt hat.