Anbieter kritisieren Aufschlag für Ortsgespräche
Stand: 30.04.2003
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Bonn/Düsseldorf (dpa/lnw) - Telefonanbieter im Ortsnetz haben die erhöhten Zahlungen an die Deutsche Telekom als harten Schlag gegen den Wettbewerb kritisiert. "Nach der Entscheidung ist es für alle privaten Anbieter fast unmöglich geworden, Call-by-Call-Gespräche unter dem Preis der Deutschen Telekom anzubieten", sagte Martin Lukas von der 01051 Telecom am Mittwoch. Er kündigte an, dass sein Unternehmen - wie auch der Anbieter Tele2 - rechtliche Schritte gegen die Entscheidung der Bonner Aufsichtsbehörde prüfen werde.
Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), der mehr als 40 private Telekommunikationsunternehmen repräsentiert, sieht seine Mitglieder nach der gestrigen Entscheidung weiterhin mit unangemessen hohen Kosten belastet. Deutschland falle im europäischen Vergleich immer weiter zurück. Die sogar von der EU kritisierte Wettbewerbsverzerrung in Deutschland bestehe praktisch unvermindert fort. "Die Situation der privaten Anbieter hat sich praktisch nicht verbessert", bedauert Tomas Eilers, für diese Sparte zuständiges Präsidiumsmitglied des VATM. "Dies aber wäre gerade angesichts der Einführung von Call-by-Call im Ortsnetz ein wichtiges Signal für mehr Wettbewerb gewesen. Statt dessen hat der Regulierer leider auch diesmal alte Fehler wiederholt. Die Korrekturen sind nur kosmetisch. Substantiell hat sich nichts verändert."
Arcor-Chef Harald Stöber kritisierte, mit dem Aufschlag werde der Wettbewerb in einem neuen Segment behindert, bevor er sich entfalten könne. Das sei ein völlig falsches Signal für den Markt. Tele2- Deutschlandchef Roman Schwarz sagte: "Jetzt werden die Mitbewerber der Deutschen Telekom AG abgestraft und sollen auch noch Einnahmeausfälle des Ex-Monopolisten kompensieren." Tele2 erhöhe seine Ortsnetztarife "wegen der nicht nachzuvollziehenden Entscheidung zunächst" jedoch nicht.
"Die Regulierungsbehörde hat die historische Chance vertan, die alternativen Telekommunikationsgesellschaften für den aktuellen Preiskampf zu wappnen", urteilte Rainer Lüddemann vom Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (breko).
Am vergangenen Freitag war der Wettbewerb für das Telefonieren im Ortsnetz frei gegeben worden. Bei einem so genannten Call-by-Call- Gespräch müssen sich die Verbraucher durch Wählen einer Betreiberziffer vor jedem Telefonat entscheiden, über welchen Anbieter sie telefonieren wollen. Der Telefonanschluss bleibt weiterhin bei der Telekom. Etwa 20 Anbieter wollen der Telekom im Call-by-Call-Verfahren Kunden und Marktanteile abjagen. Bei Ferngesprächen hat der ehemalige Monopolist bereits seit fünf Jahren Konkurrenz, die Preise fielen zum Teil drastisch.