Wettbewerb bei DSL reine Kosmetik - Telekom dominiert weiter
Stand: 14.04.2004
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Bonn/Düsseldorf, 14.04.2004. - Der Wettbewerb bei Internet- und Online-Zugängen auf DSL-Basis hat sich deutlich intensiviert, da Freenet, AOL, Strato und United Internet günstige Zugänge anbieten. "Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Der physikalische Anschluss liegt in diesen Fällen immer bei T-Com. Von den rund 4,1 Millionen DSL-Anschlüssen Ende 2003 in Deutschland entfielen auf T-Com rund 3,5 Mio. Anschlüsse. Der Versuch, auch alternative Carrier mit DSL-Zugängen zur Grundlage ihrer Dienste zu nehmen, scheiterte bereits in den ersten Planungen vor drei bis vier Jahren. Seitdem findet das für Privatkunden interessante ADSL im Grunde auf T-Com Anschlüssen statt und auf durch Entbündelung von anderen Carriern genutzte Kupferdoppeladern der Telekom. Letzteres wird vornehmlich von einigen City Carriern durchgeführt", so Ralf Sürtenich, TK-Experte der Düsseldorfer Unternehmensberatung insieme business.
Neu am derzeitigen Wettbewerb sei lediglich die Tatsache, dass der T-Com Anschluss nun auch direkt über die Anbieter von Internet-Zugängen vermarktet werde. "Das mag zwar auf Kosten des Markanteils von T-Online gehen, aber die Überlassungsgebühren für die Anschlüsse landen bei T-Com", moniert Sürtenich. Die mittlerweile vom Regulierer geforderte Entbündelung der Dienste auf der Leitung, ein Line Sharing auf der Doppelader, nämlich die Möglichkeit der getrennten Vermarktung etwa des DSL-Spektrums auf der Anschlussleitung ohne gleichzeitige Nutzung von ISDN, sei bisher nicht umgesetzt. "Gerade für alternative Online- und Internet-Provider ist das aber eine wichtige Vorrausetzung für den breiten Markterfolg. Bleibt nämlich grundsätzlich der Telefonanschluss im Rahmen des ISDN-DSL-Paketes bei T-Com, können die Wettbewerber für den Online-Zugang nur über den Preis gehen. Unterm Strich heißt es dann: Leistung reduzieren, nämlich die Konzentration der Endkunden-Bandbreiten erhöhen, um dann über den niedrigeren Nutzungspreis den Anschein von Attraktivität zu erreichen", so der Einwand von Sürtenich. Insofern könne hier trotz der Alternativ-Angebote nicht von einem wirklichen Wettbewerb die Rede sein. Marktbeobachter vermuten, dass es dem T-Konzern durchaus auch ganz Recht ist, auf einen Teil der Low-Value Kunden zu verzichten und sich statt dessen auf höherwertige Dienste wie Video-on-Demand über DSL zu konzentrieren.
Ein echtes Line Sharing der Anschlussleitung aber, welches die Wettbewerber der Telekom in die Lage versetzen würde, nur den DSL-Anteil einer Leitung zu nutzen und dementsprechend auch nur für diesen Teil an T-Com zu zahlen, würde nicht nur die Wettbewerbssituation bei alternativen Internet-Zugängen verbessern, sondern auch neue Dienste wie die öffentliche IP-Telefonie forcieren. Wer heute einem Privatkunden IP-Telefonie über einen DSL-Anschluss anbietet, zwingt den Kunden gleichzeitig, ohnehin einen Telefonanschluss zu bezahlen. "Eine Substitution der klassischen Telefonie durch IP-Telefonie kann so nicht realisieren. Im nunmehr siebten Jahr des regulierten Wettbewerbsmarktes steht die Telekom beim zukunftsträchtigen Breitband-Thema geradezu monopolartig und somit bestens gerüstet dar“, sagt Sürtenich. Und schon richte sich die Aufmerksamkeit des magentafarbenen Riesen auf das neue Thema WLAN. Drahtlose Breitbandzugänge, dazu noch weitgehend lösgelöst von existierender Infrastruktur, könnten in den Zentren der Städte für eine neue Situation im Breitbandmarkt sorgen und neuen Wettbewerb zu DSL bedeuten. Mit der Ankündigung, rund 10.000 Hot Spots für WLAN zu installieren, habe die Telekom aber bereits klar gemacht, dass sie auch diese neue Technik vereinnahmen wolle. „Leider ist im deutschen Telekommunikationsmarkt auch kein Gegenspieler mehr vorhanden, der sich in der Breite gegen Telekom stellen kann. Es ist daher zu befürchten, dass das Thema ‚Wettbewerb’ in der Telekommunikation für Deutschland auch weiterhin nur reine Kosmetik ist", so das Resümee von Sürtenich.