Versatel leidet unter Sparprogramm und Preiskampf
Stand: 13.05.2008
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Düsseldorf (dpa-AFX) - Der Telekomanbieter Versatel hat im ersten Quartal schwer unter dem anhaltenden Preiskampf bei den schnellen Internet-Anschlüssen gelitten. Hinzu kamen hohe Kosten für das Sparprogramm, mit dem Versatel den Preisverfall mittelfristig abfedern will. Unterm Strich rutschten die Düsseldorfer weit tiefer in die roten Zahlen als von Analysten erwartet. Nichtsdestotrotz sieht sich das Unternehmen auf Kurs, die Ziele für das Gesamtjahr zu stemmen.
Von Januar bis März weitete Versatel den Verlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 7,9 auf 26,5 Millionen Euro aus. Die von dpa-AFX befragten Analysten hatten im Durchschnitt lediglich mit einem Fehlbetrag von 12,9 Millionen Euro gerechnet. Neben den Rückstellungen für das Sparprogramm in Höhe von 11,5 Millionen Euro hätten sich auch höhere Abschreibungen auf das Netz sowie steuerliche Effekte negativ ausgewirkt, begründete Versatel den Verlust. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) als operative Kennziffer sank infolge des DSL-Preisverfalls von 54,1 auf 47,3 Millionen Euro (Prognose 50,4 Mio Euro).
Der Umsatz stieg dagegen von 174,3 auf 185,2 Millionen Euro und lag über den Erwartungen von 184,1 Millionen. Treiber war das Wholesale-Geschäft, also die Vermietung des eigenen Netzes an Wiederverkäufer und andere Netzbetreiber. Hier stieg der Umsatz um 40 Prozent auf 46,4 Millionen Euro. Auch das Endkunden-Geschäft mit DSL-Anschlüssen konnte dank 30.100 neuer Kunden (Prognose 29.000) mit 89,6 Millionen Euro 1,6 Prozent mehr erlösen. Der gesunkene Preis und gestiegene Kosten zur Kundengewinnung verhinderten aber eine stärkere Verbesserung. Mit Geschäftskunden setzte Versatel sogar 7 Prozent weniger um, nämlich 49,3 Millionen Euro. Hintergrund sei das "aggressive Verhalten" der Deutschen Telekom beim Preis gewesen. In den kommenden Monate gehe Versatel jedoch "wieder von einem Wachstum aus".
Konzernweit wollen die Düsseldorfer im laufenden Jahr weiterhin einen Umsatz von 730 bis 740 Millionen Euro sowie ein bereinigtes EBITDA von mindestens 200 Millionen Euro erreichen. Beim Sparprogramm, das den Abbau von bundesweit 200 Stellen vorsieht, sieht sich das Unternehmen ebenfalls auf Kurs. Sozialplan und Interessenausgleich seien unterzeichnet worden, hieß es. "Die positiven Effekte werden wir erwartungsgemäß im Verlauf des zweiten Halbjahres sowie in 2009 sehen", sagte Vorstandschef Knauer. Die Kosten sollen bis zum kommenden Jahr um mindestens 30 Millionen Euro gesenkt werden.
Versatel ist durch den Zusammenschluss mehrerer Stadtnetzbetreiber entstanden und wird durch den Finanzinvestor Apax kontrolliert. Knauer bemüht sich derzeit darum, das Unternehmen durch Akquisitionen zu stärken. Als ein mögliches Übernahmeziel hatte er das DSL-Geschäft von freenet bezeichnet. Er kräftigte seine Bereitschaft zu Zukäufen.