Telekom ohne Alternative zum Stellenabbau - Gutes Geschäft in 2005
Stand: 04.11.2005
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Bonn (dpa) - ver.di Vorstand Franz Treml ist in diesen Tagen nicht gut auf Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke zu sprechen. Für den Gewerkschafter, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom ist, sind die neuesten Zahlen zum Stellenbau bei Europas grösstem Telekommunikationsunternehmen "Horrorzahlen". Und wenn Ricke in der kommenden Woche die Geschäftszahlen zum dritten Quartal dieses Jahres präsentiert, dürfte der Groll noch grösser werden.
Dass die Geschäfte trotz der gewaltigen Probleme der Telekom im Festnetz nicht schlecht laufen, meint auch Werner Stäblein von der Frankfurter BHF-Bank. So soll nach seiner Einschätzung das dritte Quartal etwas besser ausgefallen sein als das Vorquartal. Er rechnet mit einem Überschuss von 2,1 Milliarden und einem Umsatz von 14,9 Milliarden Euro.
Das ist Wasser auf die Mühlen von Treml. "Die Telekom ist ein kerngesundes Unternehmen", meint er und verweist auf das Erreichte in den vergangenen Jahren: Die Schuldenabbau greife und es würden Milliarden-Gewinne erzielt. Nicht zu vergessen, hätten die Telekom- Mitarbeiter selber durch eine verkürzte Wochenarbeitszeit mit teilweisem Lohnverzicht zur Trendwende beigetragen.
Auch wenn bis 2008 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind, kann sich Personalchef Heinz Klinkhammer bei den jetzt anstehenden Verhandlungen auf harten Widerstand der Arbeitnehmer einrichten. Nach Angaben von ver.di gehe es jetzt in mehreren Gesprächsrunden mit dem Arbeitgeber darum, dass die Detailplanungen auf den Tisch kommen.
Mitte kommender Woche soll noch einmal in einem Spitzengespräch voraussichtlich mit dem Personalvorstand über die Personalplanung gesprochen werden. Auch über Protestaktionen der Belegschaften gegen den Arbeitsplatzabbau werde bei ver.di nachgedacht.
Doch zu den vorgelegten Plänen hat Ricke kaum eine Alternative. Nach Ansicht von Stäblein geht es bei der Telekom im Prinzip um eines: Um "die Verbesserung der Effizienz des Unternehmens in den kommenden Jahren". Das Festnetzgeschäft sei reguliert und dem Wettbewerb ausgesetzt. "Wieso sollte es der Telekom anders ergehen, als anderen grossen Konkurrenten in Europa", fragt der BHF-Analyst. Auch sie stehen vor grossen Umbrüchen und Anpassungszwängen besonders in der klassischen Telefonie.
Rund 100 000 Festnetzanschlüsse verliert die Telekom nach Angaben von Ricke in jedem Monat. Das heisst nicht ganz: Sie vermietet die Leitungen (TAL) an ihre Konkurrenten und erhält monatlich ein Fixum 10,65 Euro pro Anschluss. Hinzu kommen die Internettelefonie und die jüngsten Angriffe von Mobilfunkern auf das Festnetz. Mit Billigangeboten versuchen sie, Kunden der Telekom in die Mobilfunknetze zu locken.
"Der Festnetzbereich ist in Gefahr", resümiert Carsten Heise, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf. Der Stellenabbau sei zwar dramatisch für die betroffenen Mitarbeiter der Telekom, aber aus der unternehmerischer Bewertung eine Notwendigkeit und nachvollziehbar.