Mein Internet - Das Netz wird immer persönlicher
Stand: 21.01.2013
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München - Das Internet steht vor dem nächsten Entwicklungsschritt hin zu einem hochgradig personalisierten Medium - dies prognostiziert der Yahoo-Spitzenmanager Henrique De Castro. Für den Nutzer bedeute das Konzept "Mein Internet" einen ständigen Strom von für ihn relevanten Informationen, Austausch mit Freunden, aber auch auf seine Interessen zugeschnittene Werbung, erklärte der Yahoo-Manager auf der Innovationskonferenz DLD in München.
Nachdem das Internet in seiner frühen Phase eher ein geschlossener Container nach dem Muster traditioneller Medien gewesen sei, gelte jetzt: "Der Nutzer wird zu seinem eigenen Container."
Der ehemalige Google-Manager De Castro, der Ende vergangenen Jahres als Chief Operating Officer zu Yahoo wechselte, sieht die klassischen Internet-Portale vor großen Herausforderungen. Es gehe darum, für jeden einzelnen Nutzer die richtige Mischung aus redaktionellen Qualitätsinhalten, fremden sogenannten aggregierten Inhalten sowie den über soziale Medien bereitgestellten Beiträgen der Anwender zu finden. Nur wenn dies gelinge, könnten die Portale auch im dynamisch wachsenden mobilen Internet ihre starke Marktposition halten.
Probleme sieht De Castro für das traditionelle lineare Fernsehen. Gerade die nachwachsende Internet-Generation sei immer weniger bereit, fehlende Nutzerfreundlichkeit und Personalisierung oder ein zielloses Zappen durch feste Kanäle zu akzeptieren.
Smartphones und Tablets werden Fernsehen ergänzen
"Ich glaube fest daran, dass das lineare Fernsehen noch eine lange Zukunft hat", sagte hingegen der Chef des Kabelnetzbetreibers Unitymedia, Lutz Schüler, am Montag auf der DLD13 in München. Die Digitalisierung verändere die Mediennutzung zwar massiv, dennoch könnten Sender und Anbieter von dieser Revolution profitieren - und auch künftig Geld verdienen.
Das sieht auch ProSiebenSat.1-Digital-Vorstand Christian Wegner so: Es gebe nicht nur genug Platz für all diese Angebote, sie würden sich sogar gut ergänzen. "Wir sehen, dass das TV-Geschäft ein Treiber für die Digitalisierung ist." Gerade die privaten Anbieter böten der Werbeindustrie eine Reichweite, die andere Medien nicht schaffen könnten. Grundlage für diese Wirksamkeit seien hochwertige Inhalte, die nur große Sender bieten könnten. RTL und ProSiebenSat.1 würden zusammen allein gut 2 Milliarden Euro im Jahr für Inhalte ausgeben.
Der Konzern vermarktet diese Inhalte längst nicht mehr nur im klassischen linearen Fernsehen, sondern auch online, wie etwa auf der Videoplattform Maxdome und investiert in Internet-Unternehmen. Es werde darauf ankommen, die Möglichkeiten des Netzes mit denen des Fernsehens zu verbinden. Den Zuschauern werde es zwar weniger wichtig sein, wo sie etwas sehen, nicht aber was sie sehen. "Es geht um die richtigen Inhalte." Das Netz sei wie Kabel oder Satellit ein weiterer Kanal für die Produkte der Fernsehsender.
Der Chef der Lifestyle-Plattform Glam, Samir Arora, sagte, das gelte auch für die Werbung, die durch das Netz smarter werde. "Eine Anzeige für ein neues Auto jemanden zu zeigen, der gerade ein Auto gekauft hat, ist komplette Verschwendung." Gerade hier könnten Web-Angebote von TV-Sendern ihre Stärken ausspielen - anders als das etwa Zeitungen oder Magazinen möglich sei. "Das Digitalgeschäft ist eben keine Erweiterung für das Print-Geschäftsmodell. Es ist aber sehr wohl eine Erweiterung für das Geschäftsmodell Fernsehen."