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180-Grad-Wendung: Facebook und Yahoo schmieden Allianz

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Sunnyvale/Menlo Park -  Ende gut, alles gut: Mit der Vereinbarung, künftig enger denn je zusammenzuarbeiten, haben Yahoo und Facebook eine monatelange Schlammschlacht um Patente beendet. Die Allianz umfasst die einträgliche Werbung, die Verbreitung von Inhalten sowie Veranstaltungen. Die Patente dürfen nun von der jeweils anderen Seite genutzt werden.

"Ich bin zufrieden, dass wir das in einer positiven Art und Weise gelöst haben", sagte die bei Facebook fürs Tagesgeschäft zuständige Managerin Sheryl Sandberg am Freitag. Wäre Yahoo mit seiner Klage erfolgreich gewesen, hätte es teuer für Facebook werden können. Auch Yahoo-Interimschef Ross Levinsohn zeigte sich zufrieden, dass das Kriegsbeil nun begraben ist. Der Konflikt hatte das Silicon Valley in Atem gehalten und Yahoo in ein schlechtes Licht gerückt.

Yahoo hatte den Streit im Frühjahr vom Zaun gebrochen und damit kurz vor dem Börsengang von Facebook. Der Internet-Pionier warf seinem jüngeren Rivalen vor, Ideen abgekupfert zu haben, und klagte. Facebook reagierte mit einer Gegenklage. Um die eigene Position zu stärken, scheute das Soziale Netzwerk keine Kosten und kaufte für 550 Millionen Dollar Patente auf, die ursprünglich AOL gehört hatten. Auch von IBM erwarb Facebook geschützte Ideen.

Die gütliche Einigung hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen bleibt beiden Seiten ein langwieriges und teures Gezerre vor Gericht erspart. Zum anderen erhöhen sie mit der Partnerschaft bei Werbung und Inhalten ihre Schlagkraft. Yahoo leidet unter der Marktmacht des Rivalen Google, und Facebook muss nach seinem Börsengang beweisen, dass das soziale Netzwerk ordentlich Geld verdienen kann.

Die beiden Unternehmen sind zusammen eine Macht im Internet: Facebook kommt auf mehr als 900 Millionen Nutzer, Yahoo auf etwa 700 Millionen. Das bedeutet, dass Inhalte und Werbung weit gestreut werden können - ein Bonuspunkt im harten Internetgeschäft. Der Pakt ist damit auch ein Angriff auf den Suchmaschinen-Primus Google und dessen wie geschmiert laufendes Anzeigengeschäft.

Die Streithähne pflegten bis zur Klage eigentlich ein gutes Verhältnis. Facebook-Nutzer können Inhalte von Yahoo-Seiten mit ihren Freunden teilen. Die Stimmung drehte sich, als Scott Thompson zu Jahresanfang den Chefposten bei Yahoo übernahm. Sein Kalkül war es, Facebook kurz vor dem Börsengang unter Druck zu setzen - wohl in der Hoffnung auf einen reichen Geldsegen. Doch Thompson stolperte über einen falschen Titel in seinem Lebenslauf und musste gehen.

"Die neue Führung von Yahoo konzentriert sich wieder auf Innovationen und darum, den Nutzern großartige Produkte zu bringen", stichelte Facebook-Managerin Sandberg gegen den geschassten Thompson. Dessen kommissarisch agierender Nachfolger Levinsohn erklärte: "Wir sind begeistert über die engere Partnerschaft mit Facebook." Levinsohn gilt auch als aussichtsreicher Kandidat auf den endgültigen Chefposten.

Der Internet-Veteran Yahoo beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen Sozialer Netzwerke erfunden zu haben wie das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder die Kommentierung. Facebooks Gegenklage war nicht weniger schwerwiegend und zählte zahlreiche angeblich nachgemachte Funktionen quer durch alle Yahoo-Dienste auf.

Die Einigung kam nicht vollkommen überraschend. Schon seit knapp drei Wochen deutete sich an, dass die Fronten aufweichen. Ein Yahoo-Anwalt hatte vor Gericht von laufenden Verhandlungen gesprochen.