IBM streicht über 15 Tausend Arbeitsplätze
Stand: 14.08.2002
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Armonk/Stuttgart (dpa) - Der Computerkonzern IBM streicht mehr als 15 000 Stellen. Das sind rund fünf Prozent aller Beschäftigten des weltgrössten Computerkonzerns. IBM hatte zwar bereits Entlassungen angekündigt, doch wurde die genaue Zahl erst jetzt im Quartalsbericht an die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC mitgeteilt. Die genaue Zahl liegt bei 15 613 Stellen. Wall-Street-Analysten waren nur von etwa 10 000 Stellenstreichungen ausgegangen, schrieb die US- Wirtschaftsagentur "Bloomberg". IBM hatte Ende vergangenen Jahres etwa 320 000 Mitarbeiter.
In Deutschland seien weiterhin keine Entlassungen geplant, betonte ein IBM-Sprecher am Mittwoch. Stattdessen würden Lösungen für Altersteilzeit und Freiwilligenprogramme erarbeitet. Der deutsche IBM-Chef Erwin Staudt hatte bereits Anfang Juli mitgeteilt, dass im Bereich Speichersysteme am Standort Mainz 300 bis 400 und bei der Service-Tochter DVO 317 Jobs wegfallen. Weitere Streichungen im grossen Stil kämen nicht hinzu. Insgesamt beschäftigt IBM 25 600 Mitarbeiter in Deutschland.
IBM will die PwC Consulting, die Consulting-Sparte des Wirtschaftsprüfers PricewaterhouseCoopers (PwC), für 3,5 Milliarden Dollar (3,56 Mrd Euro) kaufen, hatte der Computerriese vor wenigen Tagen angekündigt. Damit baut IBM seine Führung bei Informationstechnologie-Dienstleistungen weiter kräftig aus. Die PwC Consulting bringt rund 30 000 Mitarbeiter zu IBM. Der bereits vorher angekündigte Jobabbau stehe jedoch mit der Übernahme in keinem Zusammenhang, sagte der deutsche IBM-Sprecher.
Die neuen Stellenstreichungen sollen bis Ende September vollzogen sein. Dann wird IBM nach Darstellung der Online-Ausgabe des "Wall Street Journal" vom Mittwoch noch 305 000 Beschäftigte haben. Die Zeitung zitierte eine Analystin, die damit rechnet, dass noch einige tausend Mitarbeiter mehr ihre Stellen verlieren könnten. Sie verwies auf den Kauf der PWC-Consultingsparte, wobei IBM nach sich überschneidenden Stellen Ausschau halten könnte. Die jetzigen Entlassungen schliessen nach Angaben der Zeitung nicht den Transfer von 17 000 Mitarbeitern der Festplatten-Laufwerk-Sparte an ein Joint- Venture mit der Hitachi Ltd ein.
IBM hatte im zweiten Quartal auf Grund hoher Sonderbelastungen für Stellenstreichungen, der Restrukturierung seiner Chipsparte und dem geplanten Verkauf der Festplatten-Laufwerk-Sparte einen drastischen Gewinneinbruch erlebt. Hinzu kam die schwache Nachfrage. IBM verdiente im April-Juni-Abschnitt 2002 nur noch 56 Millionen Dollar (55,4 Mrd Euro) gegenüber einem Gewinn von zwei Milliarden Dollar in der Vorjahresvergleichszeit. Der Umsatz aus dem laufenden Geschäft schrumpfte gegenüber der Vorjahresvergleichszeit um sechs Prozent auf 19,7 Milliarden Dollar. Die IBM-Aktien notierten mit 71,90 Dollar gegenüber einem Zwölfmonatshoch von 126,39 Dollar.