San Francisco (AFP) - Der weltgrößte Internetsuchdienst Google übernimmt für einen Kaufpreis von 1,65 Milliarden Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro) das populäre Videoportal YouTube. Dies gaben die beiden US-Unternehmen am Montag (Ortszeit) bekannt. Google-Mitbegründer Sergey Brin sagte, er könne sich kaum ein Unternehmen vorstellen, das besser zu seinem Online-Suchdienst passen würde: "YouTube erinnert mich wirklich an Google vor ein paar Jahren." YouTube-Mitbegründer Chad Hurley sagte, seine Firma könne aus der weltweiten Verbreitung und Technik von Google Nutzen ziehen. Die Google-Aktien legten nach Bekanntwerden des Deals auf 431,75 Dollar zu.
Google erklärte, der Marktführer im Bereich der Videoportale habe binnen kurzer Zeit "eine bemerkenswerte Mannschaft" zusammengestellt. Der Kauf habe sich daher angeboten. Google-Chef Eric Schmidt sagte, die Entwickler hätten dutzende Ideen, wie sich Suchanfragen, Videos und Werbung im Internet handhaben ließen. "Die meisten Menschen glauben, dass das erst der Anfang einer Videorevolution im Internet ist." Er sehe darin "ein ganzes neues Ökosystem, und wir wollen ein Teil davon sein".
Google wird den bislang teuersten Einkauf seiner Firmengeschichte über die Ausgabe neuer
Aktien finanzieren. Der Suchdienst bietet mit Google Video einen ähnlichen Dienst wie YouTube an, der aber viel weniger Erfolg hat: Während Google nach Angaben des Marktforschungsdienstes Hitwise nur einen Marktanteil von elf Prozent auf dem Videomarkt hat, kommt YouTube mittlerweile auf 46 Prozent.
YouTube soll den Angaben zufolge weiter von seinem Unternehmenssitz im kalifornischen San Bruno aus arbeiten und seine eigene Marke sowie seine 67 Angestellten behalten. Das Unternehmen steht für eine typische Erfolgsgeschichte aus dem kalifornischen Silicon Valley: Gerade einmal eineinhalb Jahre nach seiner Gründung im Februar 2005 steht das Portal jetzt schon an 14. Stelle der meistbesuchten Webseiten. Unter dem Motto "Sende selbst" ("Broadcast Yourself") können die Internetnutzer bei YouTube Videos einstellen, die sie selbst aufgenommen haben, und die Videos anderer Nutzer anschauen.
Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens ComScore besuchen täglich rund 70 Millionen Nutzer die Seite, mehr als 30 Millionen von ihnen schauen tatsächlich ein Video an. Täglich kommen demnach rund 70.000 neue Fernsehausschnitte, Interviews, Parodien, Musikclips und selbstgedrehte Heimvideos dazu. Alle Angebote auf YouTube sind gratis; die Seite
finanziert sich über Werbung. Verschiedene Beobachter rechnen damit, dass der Anbieter eine Unmenge von Klagen wegen Urheberrechtsverletzung auf sich ziehen wird, weil viele Nutzer ihre eingestellten Videos unrechtmäßig aus Fernsehsendungen, Musikclips und Konzerten entnähmen.