Anti-Spam-Gesetz der Bundesregierung reicht nicht aus
Stand: 20.07.2004
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Hamburg (ots) - Das von der Bundesregierung Anfang April verabschiedete Gesetz zum Verbot von Spam-Mails in Deutschland droht fehlzuschlagen. Der Grund: Spam-Versender müssen in Deutschland noch immer keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten.
Deutsche Unternehmen mit mehr als 500 E-Mail-Accounts erhalten derzeit im Durchschnitt mehr als 400.000 Spam-Mails pro Jahr. Der finanzielle Schaden: rund 60.000 Euro. Hauptkostenfaktor ist dabei der Arbeitsaufwand der Mitarbeiter. Geht eine unerwünschte Mail ein, benötigt ein Mitarbeiter rund zehn Sekunden um sie aufzufinden, auszusortieren und anschliessend die unterbrochene Arbeit wieder aufzunehmen. Nicht nur die so verlorene Arbeitszeit kostet Geld. Jede nicht gelöschte E-Mail beansprucht zusätzlichen Speicherplatz und verursacht somit zusätzliche Investitionen in Speichermedien.
In den USA ist das Spam-Problem noch grösser als in Deutschland. Ein US-Internetnutzer erhält rund dreimal mehr Spam-Mails als ein deutscher. Die Regierung hat reagiert: In den USA drohen den Versendern von Spam-Mails seit dem 1. Januar 2004 bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug und bis zu sechs Millionen US-Dollar Geldstrafe. Deutschland hingegen bleibt ein Spammer-Paradies. Das neue Gesetz der Bundesregierung gegen den unlauteren Wettbewerb verbietet zwar E- Mail-Werbung, wenn der Empfänger zuvor nicht zugestimmt hat. Strafrechtliche Konsequenzen sind darin aber nicht vorgesehen. Ausserdem: Spam-Versender aus Asien und Amerika lassen sich kaum von deutschen Gesetzen beeindrucken. Und der Grossteil des E-Mülls stammt aus dem nichteuropäischen Ausland.
Solange keine klare gesetzliche Regelung existiert, stehen die E- Mail-Dienstleister in der Verantwortung. Das Problem: Obwohl wirkungsvolle Spam-Filter bereits auf dem Markt sind, zeigt sich ein grosser Teil der Anwender damit überfordert, sie auch einzusetzen. So rühmen sich Anbieter wie beispielsweise AOL, im vergangenen Jahr 500 Milliarden Spam-Mails durch Filter blockiert zu haben. 53 Prozent der deutschen Internetnutzer wissen jedoch nicht, wie ein solcher Filter zu bedienen ist.