Hamburg (dpa/lno) - Die Milliarden-Kredite für die UMTS-
Finanzierung hatten den einstigen Börsenstar MobilCom in eine tiefe
Krise gestürzt. Die Rettung des angeschlagenen Mobilfunkanbieter
scheint aber nun mit der Einigung mit dem Grossaktionär France Télécom
grundsätzlich unter Dach und Fach. Eine Chronologie der MobilCom-
Krise in diesem Jahr:
Anfang 2002: Es kommt zum Streit zwischen MobilCom-Gründer Gerhard
Schmid und der France Télécom. Dabei geht es um die Milliarden-
Kredite für das UMTS-Netz und um umstrittene Aktiengeschäfte von
Schmids Ehefrau.
20. März 2002: MobilCom weist Verluste von 200 Millionen Euro für
2001 aus. Der Machtkampf zwischen Schmid und France Télécom (FT)
lässt den Aktienkurs auf 15 Euro stürzen.
25. März 2002: Schmid kündigt seinen Ausstieg bei
MobilCom und den
Verkauf seines Aktienpakets an. France Télécom nimmt die Aktien
jedoch nicht ab.
30. Mai 2002: Die MobilCom-Hauptversammlung verweigert Schmid die
Entlastung.
11. Juni 2002: France Télécom kündigt den Kooperationsvertrag mit
MobilCom aus dem Jahr 2000. Der Aktienkurs steht bei sieben Euro.
21. Juni 2002: Finanzvorstand Thorsten Grenz wird vom Aufsichtsrat
als Nachfolger Schmids bestellt. Der Gründer muss das Unternehmen
verlassen, bleibt aber grösster Einzelaktionär.
28. August 2002: MobilCom verklagt die Firma von Schmids Ehefrau
Sybille Schmid-Sindram. Schmid klagt seinerseits gegen MobilCom und
France Télécom.
12. September 2002: France Télécom stellt Unterstützung für MobilCom
ein.
15. September 2002: Das Bundeswirtschaftsministerium sagt MobilCom
eine Woche vor der Bundestagswahl Kredite von bis zu 400 Millionen
Euro zu. Kreditgeber sollen die
Kreditanstalt für Wiederaufbau und
die Schleswig-Holsteinische Landesbank sein. Davon flossen bisher 50
Millionen Euro.
27. September 2002: MobilCom-Chef Thorsten Grenz stellt ein
Sanierungsprogramm vor. Danach sollen 1850 Vollzeitstellen - fast die
Hälfte aller Arbeitsplätze - gestrichen werden.
31. Oktober 2002: Die
Banken verlängern zum vierten Mal die fälligen
Kredite über 4,7 Milliarden Euro. Sie werden bis zum 15. November
gestundet. Auch Zinsen müssen nicht gezahlt werden.
01. November 2002: MobilCom-Gründer Schmid unterschreibt einen
Vertrag zur Übertragung seiner
Aktien an einen Treuhänder. Das
Bundeswirtschaftsministerium akzeptiert die Vertragsfassung nicht.
04. November 2002: Der Streit zwischen Schmid und der Regierung
eskaliert. Schmid bleibt einem Krisentreffen in Berlin fern.
05. November 2002: Das Bundeswirtschaftsministerium fordert Schmid
auf, den ausgehandelten Treuhändervertrag zu unterzeichnen. Ein
tagelanges Pokerspiel beginnt.
14. November 2002: Nach tagelangem Gezerre unterschreibt Schmid den
Treuhändervertrag. Seine Aktien werden auf den früheren RTL-Chef
Helmut Thoma übertragen.
19. November 2002: MobilCom wird nach dem Ergebnis der
Sozialplanverhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat weniger
Mitarbeiter als geplant entlassen. Den rund 120 Beschäftigten des
Call-Centers Kiel sollen neue Arbeitsplätze bei der MobilCom-Tochter
freenet.de angeboten werden. Die Zahl der tatsächlich zu entlassenden
Beschäftigten soll sich von rund 2100 auf 1800 reduzieren.
22. November 2002: Zur Rettung von MobilCom stimmt France Télécom
einem Vergleich zu. Dieser sieht die Übernahme von Schulden über rund
sechs Milliarden Euro vor sowie nochmals einen Beitrag von 580
Millionen Euro für das Einfrieren der UMTS-Aktivitäten vor.
Allerdings hängt der Vergleich nach FT-Angaben von mehreren
Bedingungen ab.