Cisco verklagt Apple wegen iPhone-Namensrechten
Stand: 11.01.2007
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San Francisco (dpa) - Das angekündigte erste Apple-Handy iPhone hat dem Computerkonzern umgehend eine Klage wegen des Namens eingehandelt. Der Netzwerk-Spezialist Cisco verklagte Apple am Mittwoch, weil er die Markenrechte an dem Namen iPhone bei sich sieht. Apple hatte sein innovatives Multimedia-Handy, das im Juni auf den Markt kommen soll, erst am Dienstag vorgestellt. Cisco gibt an, mit der Klage eine Nutzung des Namens verhindern zu wollen. Zugleich sagte ein Sprecher dem "Wall Street Journal", es gebe auch Möglichkeiten für eine Einigung.
Ein Apple-Sprecher tat die Klage als "lächerlich" ab. Es gebe mehrere Unternehmen, die die Bezeichnung iPhone nutzten und Ciscos Markenrechte seien angreifbar, sagte er dem "Wall Street Journal". Apple sei zudem die erste Firma, die den Namen iPhone für ein Handy verwenden wolle.
Cisco hatte den Markennamen iPhone bereits im Jahr 2000 mit dem Kauf der Firma Infogear bekommen. Infogear hatte sich den Namen noch 1996 gesichert. Derzeit stellt die Cisco-Sparte Linksys unter der Bezeichnung iPhone eher einfache schnurlose Gerät für die Internet- Telefonie her. Allerdings verweist das Unternehmen auf die Zukunftsaussichten: "Das heutige iPhone ist nicht das iPhone von morgen." Das Potenzial für das Zusammenwachsen von Festnetz, Mobilfunk und PC sei grenzenlos und deshalb sei es für Cisco wichtig, den Markennamen zu verteidigen.
Cisco wirft Apple in der Klage unter anderem die Verletzung von Markenrechten, unfairen Wettbewerb und Rufschädigung vor.
Das erste Apple-Handy ist ein ungewöhnliches Alleskönner-Gerät, das einen berührungsempfindlichen Bildschirm statt einer Tastatur hat, zugleich als Video-iPod dient und zum Surfen im Internet und für E-Mail verwendet werden kann. Das Herzstück des Konzepts - das berührungsempfindliche Display - kommt vom deutschen Zulieferer Balda. Die Balda-Aktie schoss am Mittwoch um mehr als 16,5 Prozent auf 8,80 Euro hoch. Am Donnerstag war das Kurswachstum nach Bekanntwerden der Cisco-Klage deutlich gebremster mit mehr als zwei Prozent.
Der Name iPhone bot sich für das erste Apple-Handy an, schließlich heißen die populären Musikplayer iPod und die Computer iMac und iBook. Da die Markenrechte bei Cisco liegen, war man in Fachkreisen dennoch überrascht, als Apple-Chef Steve Jobs bei der Vorstellung des Geräts tatsächlich sagte: "Wir nennen es iPhone." Ein ebenfalls am Dienstag präsentiertes Gerät, das Musik und Video vom PC drahtlos ins Wohnzimmer bringen soll, wurde ursprünglich nach gleichem Muster unter dem Namen iTV angekündigt, heißt jedoch am Ende Apple TV.
In einer ersten Reaktion noch während Jobs’ Rede bemerkte Cisco, man gehe nun davon aus, dass Apple die Konditionen von Cisco zur Nutzung des Namens iPhone annehme. Dem war jedoch offenbar nicht so. Apple war laut US-Medienberichten nach der Klage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Von Technik-Experten und Anlegern war Apples iPhone größtenteils begeistert aufgenommen worden. Die Apple-Aktie schoss am Dienstag um mehr als acht Prozent hoch und legte am Mittwoch nochmal knapp fünf Prozent auf den Rekordstand von 97,00 Dollar nach. Cisco gab die Klage erst nach US-Börsenschluss bekannt.
Ein Streit vor Gericht um Markenrechte wäre für Apple nichts Neues. Schließlich musste sich der Computerkonzern bereits mit der Beatles-Plattenfirma Apple Corps auseinandersetzen. Apple Corps verklagte Apple Computer das erste Mal 1989 als Macintosh-Computer zum Einsatz in der Musikproduktion kamen. Ein lange geheim gehaltenes Abkommen zwischen den beiden Unternehmen sicherte der Beatles-Firma den Musikbereich zu. 2003 klagte Apple Corps wieder, diesmal im Zusammenhang mit Apples Online-Musikshop iTunes. Diese Klage wurde in London im Mai vergangenen Jahres abgewiesen. Zur Vorstellung der Musikplayer-Funktionen des iPhone suchte sich Apple-Chef Jobs am Dienstag dann auch ausgerechnet den Beatles-Song "Lovely Rita" aus.