Tages- und Festgeld: Steigende Inflation drückt Realzinsen ins Minus
Stand: 30.10.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Der jüngste Inflationsanstieg führt bei vielen Tages- und Festgeldanlegern zu einem Wertverlust ihrer Ersparnisse. Beim Tagesgeld ist der durchschnittliche Realzins, also der Zins unter Berücksichtigung inflationsbedingter Kaufkraftverluste, mit minus 1,12 Prozent auf den tiefsten Stand seit über anderthalb Jahren gefallen. Auch beim Festgeld ist die reale Rendite durchschnittlich verzinster Anlagen unabhängig von der Laufzeit negativ. Das zeigt eine aktuelle Zinsauswertung des Vergleichsportals Verivox.
Anziehende Inflation macht Zinserholung wieder zunichte
Die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote stehen seit rund zwei Monaten stabil bei 1,28 Prozent und damit um 0,12 Prozentpunkte höher als zu ihrem vorläufigen Tiefststand Anfang August. Die Festgeldzinsen sind im Oktober leicht gestiegen – bei Anlagen mit einem Jahr Laufzeit von 1,93 zu Monatsbeginn auf aktuell 1,95 Prozent und bei fünfjährigen Festgeldern von 2,16 auf 2,19 Prozent.
"Auf den ersten Blick könnten Sparer mit der aktuellen Zinsentwicklung zufrieden sein, doch die deutlich angezogene Inflation macht die sanfte Erholung der Sparzinsen wieder zunichte", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Tatsächlich haben sich die Rahmenbedingungen für Sparer dadurch sogar verschlechtert."
Realzins beim Tagesgeld auf tiefstem Stand seit Februar 2024
Wie sich der Wert einer Geldanlage unter Berücksichtigung der laufenden Teuerung entwickelt, zeigt der sogenannte Realzins. Nach dem Anstieg der Inflationsrate auf einen neuen Jahreshöchststand von 2,4 Prozent liegt die reale Rendite durchschnittlich verzinster Tagesgeldanlagen aktuell bei minus 1,12 Prozent – und damit so tief im Minus wie seit Februar 2024 nicht mehr.
Auch beim Festgeld liegen die durchschnittlichen Realzinsen inzwischen unabhängig von der Laufzeit unterhalb der Nulllinie. Kurzfristige Anlagen mit einem Jahr Laufzeit stehen bei minus 0,45 Prozent und fünfjährige Anlagen bei minus 0,21 Prozent.
"Ein negativer Realzins bedeutet, dass der Zinsertrag nicht ausreicht, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust des Kapitals auszugleichen. Die Ersparnisse auf dem Tages- oder Festgeldkonto verlieren an Wert", erklärt Oliver Maier.
Wie Sparer Kaufkraftverluste vermeiden
Sparer sind negativen Realzinsen aber nicht machtlos ausgeliefert. Wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht und sein Geld bei Banken mit guten Konditionen deponiert, kann Kaufkraftverluste je nach Laufzeit entweder ganz vermeiden oder zumindest deutlich reduzieren.
Der marktweit höchste Zinssatz für fünfjähriges Festgeld liegt aktuell bei 3 Prozent, einjährige Festgeldanlagen werden bei den Top-Banken mit 2,7 Prozent verzinst. Beim Tagesgeld liegt der höchste Zins, der unbefristet sowie für Neu- und Bestandskunden gleichermaßen gilt, derzeit bei 2,8 Prozent. Die Angebote kommen von Banken mit Sitz im EU-Ausland, für alle gilt die gesetzliche Einlagensicherung.
Aber auch wer sein Geld bei einer deutschen Bank anlegen möchte, kann sich für eine Festgeldanlage mit fünf Jahren Laufzeit aktuell bis zu 2,85 Prozent Zinsen sichern. Unter den Festgeldanlagen mit einem Jahr Laufzeit liegt das höchste Zinsangebot mit deutschem Einlagenschutz derzeit bei 2,4 Prozent und bietet damit ebenfalls noch einen Inflationsausgleich. Auf Tagesgeld zahlen deutsche Banken bis zu 2,3 Prozent Zinsen und liegen damit knapp unter der aktuellen Teuerungsrate (2,4 Prozent).
Methodik
Für die Analyse hat Verivox die aktuellen Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet. Berücksichtigt wurden alle Kreditinstitute, die ihre Konditionen frei zugänglich im Internet veröffentlichen. Ausgewertet wurden die Zinssätze für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Beim Tagesgeld sind nur die unbefristeten Bestandskundenkonditionen der untersuchten Banken und Sparkassen eingeflossen. Befristete Aktionszinsen, die lediglich für Neukunden oder für neu angelegtes Geld gültig sind, wurden nicht berücksichtigt.
Auswertungsstand ist der 27.10.2025.