MobilCom: Reaktionen auf den Ausstieg von France Télécom
Stand: 13.09.2002
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa
Der Ausstieg der France Télécom bei dem deutschen Mobilfunkanbieter Mobilkom hat bereits am Morgen danach zu zahlreichen Reaktionen geführt.
Der Mobilfunkanbieter MobilCom prüft nach dem Ende der Finanzierung durch France Télécom die Einreichung eines Insolvenzantrags. Intern werde dies nun untersucht, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag in Büdelsdorf. "Es sieht schlecht aus." Im Laufe des Tages will das hochverschuldete Neue-Markt-Unternehmen Stellung beziehen zu der Ankündigung von France Télécom. Zuerst einmal müsse aber der genaue Wortlaut der Mitteilung untersucht werden, sagte der Sprecher. Dabei sei relevant, welche Regelungen France Télécom mit den MobilCom-Kreditgebern getroffen habe.
Ex-MobilCom-Chef Schmid: Schlechteste aller Lösungen
Der Gründer und ehemalige Chef der Mobilfunkfirma MobilCom hat den Rückzug von France Télécom aus dem Unternehmen als "schlechteste aller denkbaren Lösungen für die AG, deren Mitarbeiter und Aktionäre" bezeichnet. "France Télécom hat sich, ausschliesslich getrieben von den eigenen Interessen, aus der Verantwortung gestohlen", sagte Schmid in einer ersten Stellungnahme am Freitag. "Jetzt müssen die Gerichte über das skandalöse und rechtsbrecherische Verhalten von France Télécom urteilen."
Politiker: Kanzleramt wegen MobilCom in Kontakt mit Paris
Das Bundeskanzleramt ist nach den Worten der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) wegen der drohenden MobilCom-Pleite in Kontakt mit dem französischen Präsidialamt. Sie wisse aber nicht, ob Bundeskanzler Gerhard Schröder persönlich involviert sei, sagte Simonis am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Die mehrheitlich staatliche France Télécom hatte am Vorabend angekündigt, MobilCom nicht mehr zu unterstützen.
Schleswig-Holstein ist nach den Worten von Simonis bereit, bei der Rettung der Arbeitsplätze bei MobilCom zu helfen. Konkrete Zusagen machte sie aber nicht. Sie hoffe, dass ein guter Insolvenzverwalter die Arbeitsplätze erhalten könne.
IG Metall: France Télécom verursacht "Multi-Milliarden-Bankrott"
Die IG Metall hat die Entscheidung von France Télécom, das Engagement beim deutschen Telekommunikationsanbieter MobilCom zu beenden, scharf kritisiert. "Dadurch ist die Existenz aller 5 500 Arbeitsplätze in ganz Deutschland gefährdet", sagte IG Metall-Sprecher Kai Petersen am Freitagmorgen.
Die Betriebsräte der MobilCom und die IG Metall verurteilten das rücksichtslose Verhalten des halbstaatlichen französischen Konzerns: "Wir verkennen nicht, dass France Télécom selbst finanzielle Probleme hat. Aber die Entscheidung ist irrational und von nationalen Interessen geprägt", so Petersen.
Zur weiteren Entwicklung liessen sich zur Zeit keine Prognosen abgeben. Alles hänge davon ab, wann der MobilCom-Vorstand den formalen Insolvenzantrag stellen muss und wie sich der dann zu berufende Insolvenzverwalter mit den Problemen auseinander setze, erklärte Petersen: "Für die MobilCom-Arbeitnehmer ändert sich ad hoc nichts. Die Arbeitsverhältnisse bleiben ebenso bestehen, wie die Gehaltsansprüche".
Büdelsdorf: Bei MobilCom Schlimmste Befürchtungen eingetreten
Nach dem Ausstieg der hoch verschuldeten France Télécom beim Mobilfunk-Anbieter MobilCom hofft der Büdelsdorfer Bürgermeister Jürgen Hein jetzt auf eine Unterstützung der schleswig-holsteinischen Landesregierung. "Unsere schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten", sagte Hein am Freitagmorgen der dpa. Für seine Stadt sei dies ein ein herber Schlag. "Die jetzt drohende Insolvenz wird zeigen, ob es möglich ist, Teile des Unternehmens zu retten", erklärte der Bürgermeister.
Swisscom: Kein Interesse an MobilCom
Der Schweizer Telekomkonzern Swisscom hat nach den Worten seines Spitzenmanagers Jens Alder kein