Xbox soll mit Online-Spielen trumpfen - Milliarden-Investitionen
Stand: 21.05.2002
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa
Los Angeles (ts/dpa) - Im Kampf um die Vorherrschaft auf dem lukrativen Spielekonsolen-Markt will Microsoft die versammelte Konkurrenz mit Milliarden-Investitionen im Internet übertrumpfen. Bereits im Herbst soll der neue Internet-Service "Xbox Live" in Nordamerika, Japan und Europa starten, über den Xbox-Spieler online gegen einander antreten können. Zwei Milliarden US-Dollar (2,17 Mrd Euro) will der weltgrösste Softwarekonzern in den kommenden fünf Jahren investieren, um so den bisher enttäuschenden Absatz seines High-Tech-Spielzeugs anzukurbeln. Die drei Konkurrenten - Sony, Nintendo und Microsoft - hatten in den vergangenen Wochen bereits einen heftigen Preiskrieg entfacht.
Doch um den Verkauf der Xbox anzukurbeln, muss das Unternehmen nach Einschätzung von Branchenexperten noch einige Hürden nehmen. Der neue Online-Dienst könnte die Zukunft des teuren Xbox-Projekts entscheiden. "Wenn "Xbox Live" ein Erfolg wird, könnte der Service die Kunden überzeugen, eher eine Xbox statt einer Playstation zu kaufen", sagte der Analyst Matt Rosoff. Wenn der Erfolg ausbleibe, könne das das Scheitern der Xbox bedeuten.
Microsoft gibt sich optimistisch. Die Xbox sei dafür entworfen worden, um Online-Spiel ohne teures Zubehör zu unterstützen. Zum Start des Dienstes sollen die Kunden zunächst in den USA ein so genanntes Starter Kit für rund 50 US-Dollar kaufen können. Damit erhalten sie ein Jahresabonnement, ein Gerät (Communicator) für die Kommunikation mit anderen Spielern sowie ein Online-Rennspiel. "In weniger als fünf Jahren wird jedes wichtige Spiel Online-Funktionen haben", sagte Jay Allard, Xbox-General Manager bei Microsoft. Es werden Allard zufolge neue Kategorien von Videospielen entstehen, die man nur online gegen- oder miteinander spielen wird.
Auch Sony und Nintendo entwickeln derzeit Online-Angebote. Alle drei konkurrierenden Geräte sind prinzipiell online-fähig, die Unternehmen hatten sich aber bislang beim Ausbau der Angebote zurückgehalten. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Forrester Research vom Februar sind lediglich rund drei Prozent der Haushalte in Europa mit dem notwendigen Breitbandanschluss ausgestattet. Zur Zeit sei das Spielen über das Internet für die meisten Kunden noch viel zu teuer, sagte James Lin, ein Analyst der Investment-Bank Jefferies & Co.
In der vergangenen Woche hatten sich Microsoft und Sony eine aggressive Preisschlacht geliefert. Der Preis der ursprünglich teuersten Konsole Xbox liegt in den USA inzwischen gleich auf mit der Playstation 2. "Dieser neue, niedrigere Preis macht die Xbox zur wertvollsten Konsole unter den konkurrierenden Geräten", warb Microsofts Marketing-Chef John ORourke. Darauf will sich der Konzern offensichtlich doch nicht allein verlassen. Schliesslich ist ein Ende der Preisspirale nicht abzusehen. Nintendo kündigte am Montag bereits an, den GameCube in den USA nun für knapp 150 statt 199 Dollar anzubieten.