Viagra im Postfach: Filterprogramme als Schutz gegen Werbe-Mails
Stand: 29.07.2003
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(dpa/md) Wohl nur wenige Internet-Nutzer freuen sich über E-Mails mit günstigen Angeboten für das Potenzmittel Viagra oder über Hinweise auf "die beste Porno-Seite im Netz".
"Unternehmen, die sich gegen die Spams wehren wollen, können in Deutschland zwar den Rechtsweg einschlagen, der Erfolg ist aber nicht sicher", sagt der Medienrechtler Professor Dirk-M. Barton von der Uni Paderborn. Es komme zum einen darauf an, wo der Rechner stehe, der die SPAM-Mails verschickt. "Wenn der Server irgendwo auf den Fidschi- Inseln steht, wird es schwer, dort ein Gericht zu finden, das sich mit der Sache befasst." Und selbst wenn das gelinge, dann gehe der Versender mit seinem Computer eben auf eine andere Insel.
Auch die Rechtslage in den USA, von wo viele der ungewollten Nachrichten auch nach Europa kommen, sei Teil des Problems. "Der Begriff der Meinungsfreiheit ist in den USA sehr viel weiter gefasst als bei uns", sagt Barton. Seit Jahren beklagen deutsche Behörden, dass rechtsextreme Gruppen Server in den USA nutzen, um auch in Deutschland unbehelligt ihr Material zu verwenden.
Das Paderborner Unternehmen Webwasher AG ist eine der Firmen in Deutschland, die Software zum Blockieren von "Spams" anbietet. "Unsere Software prüft eingehende Mails darauf, ob sie womöglich eine Werbebotschaft enthalten", sagt Berni Lörwald von Webwasher. Dabei sei das Erkennen einer Mail als "Spam" nicht einfach. "Wenn das Wort ’Sex’ in der Nachricht auftaucht, heisst das nicht direkt, dass es sich um Pornografie handelt. Der Inhalt kann auch sexuelle Aufklärung sein."
Die Webwasher-Software prüfe also jede Mail in verschiedenen Punkten. Mit dem Gesamtergebnis könne das Programm erkennen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Internet-Müll sei. Zusätzlich liefere die Firma Software, mit denen in Unternehmen verhindert werden könne, dass sich Mitarbeiter während der Arbeitszeit beispielsweise auf Porno-Seiten tummeln. "Neben dem Verlust an Effizienz für die Unternehmen kann es für den Arbeitgeber auch rechtliche Konsequenzen haben, wenn ein Mitarbeiter an einem Firmen-Rechner auf eine illegale Seite schlittert", sagt Lörwald. Ihm sind Fälle bekannt, bei denen Ermittler ganze Rechnersysteme beschlagnahmten, um festzustellen, von welchem Computer im Unternehmen nun eine Kinder-Porno-Seite angeklickt worden war.