Verbraucherzentrale: Probendienste sind Reinfall
Stand: 09.09.2003
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Etliche Vermittler im Internet versprechen, Kunden bei zahlreichen Firmen anzumelden, die kostenlose Warenproben verschicken. Die Verbraucherzentrale hat "probenwelt.de" gecheckt, in eigener Anschauung die "Nr.1" – und war herb enttäuscht. Auch Kunden anderer Agenturen fühlen sich übervorteilt.
"Futsch isses", jammert Silviiii18, weil sie mit 33 Euro "voll reingetreten" sei. Da kann sie zum Trost Jana nehmen, die klagt: "In die Nesseln gesetzt für 88 Euro".
Mit Schimpf und Schande belegt die geneppte Schar "probenplanet.de". Angesagt war das Internetportal im Frühjahr, weil es versprach, seine Kunden bei Firmen als Interessenten für Warenproben einzutragen. Jetzt erkennen einstige Planetarier deutschlandweit: Es wurde nur kassiert. Proben hat offenbar niemand erhalten. Inzwischen sieht, wer im Browser die Internetadresse eingibt: Unauffindbar.
Das Verlöschen des Planeten kann die Konkurrenten kaum freuen. Die Art des Untergangs gefährdet das System. Das Verschwinden befeuert den Unmut, den enttäuschte Kunden in Internet-Diskussionsforen auch über andere Warenproben-Vermittler verbreiten.
Die Agenturen verdanken ihr momentanes Hoch gewandelter Einstellung. Weil die Jagd nach Schnäppchen den Anstrich des Smarten genießt und weil zu Geiz neuerdings geil passt, bauen gleich etliche Firmen auf Geschäfte mit Produkten zum Kennenlernen. Um Zuspruch rangeln etwa Probenking und Probenexpress, Probenmax, Probendino und Probenfieber.
Sie alle stellen denen, die für mehrere Monate oder auch übers Jahr abonnieren, jede Menge Schnupperkram in Aussicht. Mit "bis zu 1200 Top-Produktproben" lockt etwa der Dino, der Express avisiert "pro Monat mindestens 50 Warenproben", Max verspricht "Probenpower" mit "150 kostenlosen Warenproben", der King verkündet "automatisch Proben und Gutscheine im Wert von bis zu 2500 Euro".
Bevor "Neues, Nützliches, Hübsches, Duftendes" (Probenexpress) im Briefkasten liegen kann, buchen die Firmen zunächst einmal ab. Der Vermittler "probenwelt.de" zum Beispiel verlangt für "bis zu 90 kostenlose Warenproben und Gutscheine" innerhalb von drei Monaten 23,97 Euro. Wer für zwei Jahre abonniert, um "bis zu 720 Proben" zu ergattern, zahlt 107,76 Euro.
Trotz der Kosten: Die Firmen finden Anklang. Dazu tragen auch viel beachtete Empfehlungen bei, beispielsweise auf den Online-Seiten von Bild. "Ran an die Proben!" lud das digitalisierte Boulevardblatt im März zu einer Verbindung mit "probenwelt.de".
Auf den Button "Ich will Proben" des selbst ernannten Primus klickte auch Verbraucher Aktuell. Allerlei war per Post zu erwarten: Mützen und Staubsaugerbeutel, Essbares und Bücher. Los ging´s jedoch mit einer Nachricht, sich nach der "erfolgreichen" Abbuchung der Gebühr noch drei bis vier Wochen zu gedulden, "bis die ersten Proben kommen."
Das Warten überbrückte die Firma mit E-Mails, die Links zu Seiten mit Rabattcoupons bescherten. Auf diese Hinweise reagiert Jürgen Schröder wenig begeistert. Der Jurist der Verbraucher-Zentrale NRW beanstandet: Damit bleibe die Verheißung "kostenloser Warenproben und Gutscheine" unerfüllt. Mit den Coupons gewährten die Firmen, die sie ausstellten, lediglich einen Nachlass auf ihre Produkte.
Auch die erste wirkliche Warenprobe, eingetroffen nach fünf Wochen, floppte. Die beiden Zigarillos, "cognac dipped", der Marke Al Capone fielen durch – weil bei der Anmeldung kein Kreuzchen bei "Raucher" stand.
So unergiebig ging‘s weiter. Den vorgeblich männlichen Singlehaushalt beglückten Tampons, und trotz des ausdrücklich verschmähten "Interessengebietes Tiere" bekam die Verbraucherzentrale "hochwertiges Hundefutter".
Um an kostenlose Lollys von einem Versender aus den USA zu gelangen und "Pflegecreme bei Neurodermitis" auf die Haut streichen zu kö