Telefonica will O2 für 26 Milliarden Euro übernehmen
Stand: 31.10.2005
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Madrid/London (dpa) - Megafusion in der europäischen Telekom- Branche: Die spanische Telefónica will für 26 Milliarden Euro den britischen Mobilfunkbetreiber O2 übernehmen und näher zu Branchenführer Vodafone aufrücken. Die Marke O2 soll erhalten bleiben. Der O2-Aufsichtsrat rief die Aktionäre bereits auf, das Angebot anzunehmen. Telefónica prescht damit im zweiten Versuch auch auf den deutschen Mobilfunkmarkt vor. O2 Deutschland hat 8,5 Millionen Kunden. Der Druck auf die deutschen Wettbewerber dürfte steigen.
Die Bar-Offerte anstelle eines Aktientauschs dürfte einen Bieterkrieg um O2 verhindern, da potenzielle Rivalen wie die Telekom sich für ein Gegenangebot sehr hoch verschulden müssten. So würde der Schuldenstand der Telekom bei einem Erwerb von O2 auf über 70 Milliarden Euro steigen.
Der Kauf soll bis Januar 2006 unter Dach und Fach sein und werde ab dem ersten Jahr zum Gewinn von Telefónica beitragen. Von 2008 an werde ein positiver Einfluss von 293 Millionen Euro erwartet, der unter anderem durch den gemeinsamen Einkauf von Infrastruktur und Handys erreicht werden soll. Der Schuldenstand von zuletzt 28 Milliarden Euro wird sich allerdings durch den Erwerb fast verdoppeln. Der Kurs der O2-Aktie sprang bis zum Nachmittag um 23,90 Prozent auf 203,50 Pence hoch. Telefónica-Papiere blieben zunächst vom Handel ausgesetzt.
Der Preis für die Übernahme sei sehr attraktiv, sagte Telefónica- Chef César Alierta. Er gehe davon aus, dass Telefónica damit 90 Prozent der O2-Aktien übernehmen könne. Der Deal werde keine Auswirkungen auf die geplante Dividende haben. Eine Kapitalerhöhung sei nicht vorgesehen. "Das Geschäft wird Telefónica zu dem Anbieter mit dem grössten Wachstum in Europa machen", sagte Alierta.
Das Management von O2 stimmte der Transaktion zu und bot seine eigenen Aktien Telefónica zum Kauf an. Durch den Zusammenschluss kämen zwei schnell wachsende Unternehmen zusammen, die sich geografisch gut ergänzten, sagte O2-Chef Peter Erskine, der das Unternehmen weiterhin führen soll. Damit müssten keine Jobs abgebaut werden. Die Fusion sei auch gut für die Verbraucher. Wenn die Regionen der beiden Unternehmen verbunden werden, könnten Kunden von besseren Roaming- und Servicebedingungen profitieren.
"Deutschland hat grosses Entwicklungspotenzial", sagte Alierta. Der Markt werde schneller als andere Länder in Europa wachsen. Telefónica hatte in dem Konsortium Quam mit der finnischen Sonera bereits einmal versucht, in den deutschen Mobilfunkmarkt einzusteigen. Es wurden jedoch nur 200 000 Kunden geworben. Im November 2002 gab Quam auf und liess die für 7,5 Milliarden Euro ersteigerte UMTS-Lizenz verfallen. O2 Deutschland begrüsste die Übernahme. Das Wachstum des Unternehmens werde sich dadurch beschleunigen, sagte ein Firmensprecher.
Die finanzstarken Spanier können den deutschen Markt kräftig aufmischen. Vor allem der nächstplatzierte Konkurrent E-Plus mit 9,8 Millionen Mobilfunk-Kunden muss sich Sorgen machen. Die Marktführer T-Mobile und Vodafone sind mit rund 28,5 Millionen Kunden noch weit entfernt. Allerdings könnte Telefónica sich auch verstärkt in den lukrativen DSL-Markt einmischen.
Telefónica als Anbieter der gesamten Telekom-Palette macht mit seiner starken Position in Spanien und Lateinamerika gute Gewinne vor allem im Mobilfunk- und Breitbandgeschäft und will aggressiv neue Märkte erobern. In diesem Jahr übernahm Telefónica bereits die tschechische Cesky Telecom und eine Reihe lateinamerikanischer Mobilfunkfirmen. Die Übernahmeofferte für O2 kam überraschend. Anfang September hatte Konzernchef Alierta noch gesagt, dass O2 nicht in das Profil seines Unternehmens passe. Vor einigen Wochen soll Telefónica bereits 24 Milliarden Euro für den niederländischen Ko
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