Stellenabbau bei Telekom: Fassungslosigkeit und Wut über die Kälte
Stand: 03.11.2005
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Leipzig (dpa) - Mit Bussen sind sie an diesem strahlenden Herbsttag aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nach Leipzig zur Betriebsversammlung gereist. Das Treffen war lange geplant, eine Routineveranstaltung. Nun gestaltet sie sich zum Protest: Rund 1000 Telekom-Mitarbeiter des Bereichs Mitte-Ost zeigen ihre Wut. "Wir wollen Arbeit, keine Ruh’ - Personalabbau tabu", heisst es auf einem eilig angefertigten Transparent. Mit bedrückten Minen stehen die Beschäftigten verschiedener Telekom-Unternehmen auf dem Gelände der Leipziger Messe. "Wir sind noch immer fassungslos", sagt Klaus-Dieter Jäger (50) aus Magdeburg.
"Es ist die Kaltschnäuzigkeit der Mitteilung, die die Mitarbeiter so fassungslos und wütend macht", sagt die Betriebsratsvorsitzende der Technischen Infrastruktur Niederlassung Mitte-Ost, Karin Topel. "Als die Entscheidung für den Ausbau des Breitbandkabels kam, waren alle optimistisch und dachten: Jetzt geht’s los", schildert sie. Das Gefühl sei in den vergangenen Wochen einer Vorahnung gewichen. "Aber es überrascht die Grössenordnung des geplanten Abbaus." Nach Ansicht ihres Stellvertreters Michael Liebgott geht es dem Konzern nur um die Gewinnoptimierung. "Soll der Breitbandkabel-Ausbau gut und zügig erfolgen, brauchen wir aber das vorhandene Personal", betont er.
Rund 7500 Beschäftigte hat die Konzerntochter T-Com in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Knapp 4000 weitere sind in weiteren Unternehmen des Konzerns im Dreiländereck beschäftigt, etwa die Hälfte im Callcenter-Bereich. "Mit dem Beschäftigungsbündnis haben sie ihren Teil für das Unternehmen geleistet", sagt der Magdeburger Gewerkschafter Hans-Joachim Fischer. Als zuständiger ver.di- Landesfachbereichsleiter will er die Abbaupläne vom Tisch bekommen. "Dem Unternehmen geht es schliesslich hervorragend."
Seine Organisation befürchtet, dass der Stellenabbau im Osten besonders gross sein wird. "Dafür haben wir eine Reihe von Indizien", sagt Jörg Pfeiffer von ver.di Sachsen. Als einen Grund führt er an, dass den Mitarbeitern im Osten ein Beamtenstatus fehlt. "Klar, die Beamten kann man auch gegen ihren Willen versetzen", sagt der Thüringer Hildebrandt. Bis 2008 bestehe für ihn und seine Kollegen eine gewisse Sicherheit durch den Kündigungsschutz im Tarifvertrag. "Aber wenn der ausläuft, kann man sich vorstellen, was passiert."