Reform der Domain-Endungen schreitet voran
Stand: 17.03.2014
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Hamburg - Die "Straßenkarte" des Internets wird in diesen Wochen vielschichtiger: Statt vertrauten Adress-Endungen wie .de oder .com begegnen die Nutzer zunehmend neuartigen Domain-Zusätzen, die werbewirksamen Begriffen oder den Namen von Konzernen und Städten entsprechen. Grund ist die von der internationalen Internetadress-Verwaltung ICANN auf den Weg gebrachte Erweiterung des Pools von Adress-Endungen. Am Dienstag etwa startet in Berlin die Vergabe der Endung .berlin an die Öffentlichkeit.
Warum werden die neuen Endungen eingeführt?
Bislang gab es etwa zwei Dutzend Domain-Endungen im Internet. Das aber war der International Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) nicht mehr genug. Die in Los Angeles angesiedelte Organisation ist damit betraut, das "Adressbuch" des Internets (das Domain Name System, kurz DNS) zu verwalten, ohne das das Netz nicht funktionieren würde. Kein Computer könnte die Seiten ansteuern, die sein Nutzer sucht.
2011 entschied die ICANN nach langen Diskussionen, die Zahl der offiziell erlaubten Adress-Endungen drastisch zu erhöhen und Vorschläge für neuartige sogenannte generische Top-Level-Domains (gTLD) entgegenzunehmen. Für die Organisation ist das ein nötiger Schritt, um das Netz innovativer und nutzerfreundlicher zu machen.
Eines der Hauptargumente der ICANN ist die Einführung von Endungen in nicht-lateinischer Schrift, etwa dem Chinesischen, Arabischen oder Hindi. Damit soll den privaten und geschäftlichen Interessen der rasant steigenden Anzahl von Internetnutzern außerhalb der westlichen Welt entsprochen werden. Zugleich ebnete die ICANN aber auch den Weg für viele hundert weitere Neuschöpfungen wie .sexy, .kaufen oder .berlin, die die Zuordnung von Seiten im Netz erleichtern sollen.
Welche neuen Endungen gibt es in Deutschland?
Aus Deutschland erreichten die ICANN mehrere Dutzend Anträge auf Zuteilung einer neuen gTLD. So bewarben sich große Unternehmen wie BMW oder die Deutsche Post sowie Internetdienstleister, die sich mit Städten oder Regionen zusammentaten, um eine lokale Adress-Endung als eine Art Marke oder Identifikationssymbol zu vermarkten. Neben .berlin erhielten auch .hamburg, .koeln oder .ruhr (für das Ruhrgebiet) eine Lizenz.
Das Auswahlverfahren des ICANN war streng und richtete sich ausschließlich an professionelle Anbieter, die auch hinsichtlich ihrer Berechtigung durchleuchtet wurden. Der Betrieb einer eigenen Top-Level-Domain ist technisch anspruchsvoll und verschlingt hohe Summen. Wer die Adress-Endung einer Stadt beantragte, brauchte dafür das schriftliche Okay der jeweiligen Kommune.
Technisch gesehen arbeiten die neuen gTLD-Lizenznehmer ihrerseits mit Internet-Serviceprovidern zusammen, bei denen sich Endnutzer gegen Gebühr eine eigene Homepage mit Wunsch-Adresse reservieren lassen können. Möchte der Besitzer eines Restaurants in der Hauptstadt seine Internetseite künftig auf .berlin enden lassen, dann wendet er sich wie bisher auch an Serviceprovider wie 1&1. Die klären alles weitere mit dem gTLD-Besitzer.
Ab wann sind die neuen Endungen verfügbar?
Das ist sehr unterschiedlich. Die neuen gTLD werden erst nach und nach in die globale Internetstruktur integriert, jeder Inhaber folgt einem vorgegebenen mehrstufigen Zeitplan. In einer ersten sogenannten Sunshine-Phase (deutsch: Sonnenaufgang) dürfen die Inhaber eingetragener Marken ihre Wünsche anmelden, etwa große Firmen oder Bundesliga-Fußballclubs. In Berlin läuft diese Phase seit 14. Februar, auch in anderen Städten wie Wien hat sie begonnen. Offizielle Institutionen sichern sich vorab ebenfalls Adressen.
Erst danach kommen bei Städte- oder Regionen-Endungen laut ICANN-Regularien Privatpersonen oder kleinere Firmen zum Zug und können sich um Domains bewerben. In Berlin beginnt diese Phase am Dienstag, bei der Endung .ruhr wurde sie bereits am 25. Februar eingeläutet. Den Zuschlag dürfen dabei nur Interessenten erhalten, die auch tatsächlich eine Anschrift in der jeweiligen Stadt oder Region haben. Erst in einer dritten Phase können sich auch Auswärtige um die Domains bewerben.