Proteste wegen Yahoo!-Hilfe bei Verurteilung von Journalisten
Stand: 08.09.2005
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Peking (dpa) - Die Herausgabe von E-Mail-Informationen durch Yahoo!, die zur Verurteilung des systemkritischen chinesischen Journalisten Shi Tao zu zehn Jahren Haft beigetragen haben, hat einen Proteststurm ausgelöst. Das "Komitee zum Schutz von Journalisten" in New York zeigte sich am Donnerstag "alarmiert". "Reporter ohne Grenzen" übte scharfe Kritik: "Wir wussten bereits, dass Yahoo! bei der Zensur begeistert mit dem chinesischen Regime kollaboriert, aber jetzt wissen wir, dass sie auch noch Informanten der Polizei sind." Das Unternehmen wollte sich nicht direkt zu den Vorwürfen äussern, sondern betonte nur, dass es als globales Unternehmen mit Operationen in verschiedenen Ländern örtliche Gesetze befolgen müsse.
Der 37-jährige Journalist war im April wegen der "Weitergabe von Staatsgeheimnissen" an "feindliche Elemente" im Ausland zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte Informationen über eine Warnung der Partei an chinesische Journalisten vor dem 15. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 bekannt gemacht. Shi Tao schickte eine E-Mail über sein privates Yahoo!-Konto an Betreiber einer ausländischen Website, die diese Informationen anonym veröffentlichten. Chinesische Ermittler verfolgten die E-Mail mit Hilfe von Yahoo! (Hongkong) zu der Zeitung in Hunan zurück, wo Shi Tao damals noch als leitender Redakteur arbeitete, wie aus dem vorliegenden schriftlichen Urteil hervorgeht.
Die vorgeschriebene Selbstzensur, denen sich Yahoo!, Google oder Microsoft in China aus Rücksicht auf ihre Geschäftsinteressen unterwerfen, hat bereits früher zu heftiger Kritik geführt. Um an dem rasant wachsenden chinesischen Internetmarkt teilzuhaben, hatte Yahoo! sich erst im August für eine Milliarde US-Dollar bei dem führenden chinesischen Internetunternehmen Alibaba eingekauft.