Mit Suchmaschinen nach unbekannten Songs suchen
Stand: 16.07.2008
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Ilmenau/Hamburg (dpa/tmn) - Ohrwürmer können gemein sein - diese eine Melodie will nicht aus dem Kopf heraus. Besonders fies ist es, wenn man die Tonfolge irgendwo aufgeschnappt hat, aber weder Titel noch Interpret kennt. Rettung gibt es im Internet. Spezielle Online-Dienste helfen beim Identifizieren namenloser Lieblingshits.
In der - relativen - Anonymität des Internets singen Musikfans offenbar lieber. Hier setzt die Fraunhofer-Suchmaschine an. Nutzer singen das Musikstück ihrer Wahl, die Töne werden analysiert und mit den Gesangsmustern einer Datenbank verglichen. Im Erfolgsfall zeigt die Suchmaschine eine Auswahl möglicher Treffer an. Benötigt wird ein angeschlossenes Mikro, ansonsten läuft alles über den Browser.
Laut Dittmar zeigt sich der Suchalgorithmus bei schiefen Tönen oder einer falschen Tonlage tolerant. Die besten Erfolgschancen hätten Anwender, die die Melodie mit "lalala" oder "nanana" vertonen. "Wer den Text singt, vernachlässigt oft die Melodie zu sehr", sagt Dittmar. Pfeifen oder Summen geht notfalls auch.
Genutzt wird der noch in den Kinderschuhen steckende Dienst bisher von Musicline, einem Webangebot der deutschen Musikindustrie. Die Datenbank deckt zwar viele Genres von Pop-Rock über Volksmusik bis Klassik ab. Mit 3500 Datensätzen ist sie aber noch sehr klein.
Weiter ist da schon das Mitmach-Projekt Midomi, das ähnlich wie die Fraunhofer-Lösung funktioniert, aber als Nutzer-Gemeinschaft konzipiert ist. Weil viele Teilnehmer ihre Gesangsaufnahmen veröffentlichen, wächst die Datenbank kontinuierlich. Laut den Seitenbetreibern sind mehr als zwei Millionen Titeldaten verfügbar. Da ist die Chance relativ groß, den gesuchten Ohrwurm zu enttarnen.
Die Trefferqualität hängt von der Güte der eigenen Sangeskunst ab. Hintergrundgeräusche stören ebenfalls. Und die Seitenbetreiber empfehlen, dass nicht mehr als eine Person ins Mikro trällert. Bleibt die Melodie-Suche erfolglos, ist ein weiterer Versuch per Text-Suche möglich - vorausgesetzt, der Nutzer kennt ein paar Zeilen davon.
Als Gemeinschafts-Quiz angelegt ist der englischsprachige Dienst Watzatsong: Suchende veröffentlichen ihre Gesangsaufnahme und lassen dann andere Nutzer rätseln, um welches Musikstück es sich handelt. Lösungsvorschläge werden per E-Mail verschickt. Um auf diese Weise den Song-Titel erfahren zu können, ist eine Registrierung nötig.
Lange vor dem Web 2.0 gab es das Mitmach-Internet in Form von Diskussionsgruppen. Die gibt es immer noch: Mit dem Finden von Musikstücken beschäftigt sich etwa die deutschsprachige Gruppe de.rec.musik.recherche. Suchende fragen nach dem gewünschten Titel in klassischen Textbeiträgen - in der Hoffnung, dass musikerfahrene Experten die Antwort kennen. Stichproben in der Beitragshistorie zeigen, dass diese Art der Titel-Identifizierung offenbar erfolgreich ist. Allerdings kann wie bei Watzatsong unter Umständen etwas Zeit vergehen, bis die Antwort eintrudelt.
Wer solche Musik-Recherchedienste nutzen möchte, darf im Fall eines Misserfolgs nicht enttäuscht sein. "Nutzer müssen von einer gewissen Fehlerrate ausgehen", sagt Michael Knott vom Online-Magazin "netzwelt" in Hamburg. Da diese speziellen Internet-Dienste nichts kosten, können Nutzer nicht viel falsch machen. Knott empfiehlt noch einen weiteren Weg, um an Informationen über Musikstücke zu kommen: "Im Grunde jeder Radiosender bietet auf seiner Internetpräsenz eine Liste der gespielten Lieder an." Nur Zeitpunkt und Sender muss sich der Hörer gemerkt haben.