Milliardenfusion von Siemens und Nokia in der Telekommunikation
Stand: 19.06.2006
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München (dpa) - Der Siemens-Konzern und der große Konkurrent Nokia schaffen in einer milliardenschweren Fusion den drittgrößten Telekom- Ausrüster der Welt. Sie legen ihre Netzwerksparten in einem Gemeinschaftsunternehmen mit knapp 16 Milliarden Euro Umsatz und 60 000 Beschäftigten zusammen, wie Siemens und Nokia am Montag mitteilten. Allerdings könnten in den kommenden Jahren Tausende Stellen wegfallen. Bis 2010 könnten zwischen 10 und 15 Prozent der Jobs eingespart werden, sagte eine Siemens-Sprecherin. Es müsse sich aber nicht zwangsläufig um Stellenstreichungen handeln, auch Verlagerungen seien denkbar.
Auch wenn beide Unternehmen zu gleichen Teilen an dem neuen Ausrüster beteiligt sind, spielen die Finnen eine größere Rolle. Nokia Siemens Networks wird seinen Hauptsitz in Helsinki haben, der Nokia-Manager Simon Beresford-Wylie übernimmt den Vorstandsvorsitz. Siemens stellt seinerseits den Finanzvorstand, zudem sollen drei der fünf Geschäftsbereiche den Sitz in München haben.
Die Restrukturierungskosten für die Verschmelzung der Netzwerk- Sparte von Nokia mit dem Netzbetreiber-Geschäft (Carrier Networks) von Siemens dürften ebenfalls bis 2010 bei rund 1,5 Milliarden Euro liegen, sagte die Sprecherin weiter. Die Märkte, auf denen die beiden Unternehmen bisher tätig waren, ergänzten sich gut. "Da gibt es nur minimale Überschneidungen."
Die Kartellbehörden müssen der Fusion noch zustimmen. Geben sie grünes Licht, entsteht der drittgrößte Telekom-Ausrüster. Nokia und Siemens liegen knapp hinter Ericsson/Marconi. An der Spitze steht demnächst klar der neue Verbund aus Alcatel und Lucent.
Die Börse sah die Pläne positiv. Die Siemens-Aktie legte um 7,59 Prozent auf 67,58 Euro zu. Das Nokia-Papier stieg um 3,07 Prozent auf 16,13 Euro.
Com ist nach Umsatz wichtigstes Geschäftsgebiet von Siemens. Aus eigener Kraft hätte der Bereich nach Einschätzung von Analysten die ehrgeizigen Renditevorgaben nicht - wie von Konzernchef Klaus Kleinfeld gefordert - bis nächstes Jahr erfüllen können. Kleinfeld hatte im vergangenen Jahr bereits das verlustreiche Mobilfunkgeschäft abgespalten und an BenQ abgegeben.
In das neue Unternehmen bringt Siemens die Bereiche Festnetz- und Mobilfunk-Infrastruktur sowie Service ein. Die Sparte Enterprises, die auf Telefon-Anlagen für Büros und Unternehmen spezialisiert ist, werde auf eigene Beine gestellt, sagte die Siemens-Sprecherin am Montag auf Anfrage. Siemens suche überdies nach einem Partner für dieses Geschäft. "Wir sind in ernsthaften Verhandlungen." Konkretere Angaben wollte sie aber nicht machen. Der Bereich Wireless Modules, der Bausteine für die Kommunikation zwischen Autos, Computern und anderen Maschinen liefert, werde zum Oktober in den Siemens-Bereich Automation and Drives integriert.