Handyschulden älterer Menschen haben sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt
02.06.2025 | 10:18
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Die Überschuldung durch Smartphones & Co. nimmt weiter zu. Besonders stark ist sie bei Menschen ab 55 Jahren gestiegen: Seit 2013 haben sich deren Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsdiensten um 117 Prozent erhöht. Der Schuldenberg junger Menschen stieg deutlich moderater an. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox auf Grundlage der Überschuldungszahlen des Statistischen Bundesamtes.
Ältere am stärksten vom Schuldenanstieg betroffen
Die Zahlungsrückstände bei Telko-Dienstleistern betreffen neben Smartphone-Schulden auch unbezahlte Rechnungen etwa für stationäres Internet. Über alle Altersgruppen hinweg erhöhte sich der Schuldenstand bei Telekommunikationsanbietern innerhalb der letzten zehn Jahre von 851 Euro im Jahr 2013 auf 1.347 Euro im Jahr 2023 – ein Anstieg von 58 Prozent. Besonders drastisch ist die Entwicklung bei den überschuldeten Menschen über 55 Jahre: Lag der durchschnittliche Schuldenstand hier 2013 noch bei 344 Euro, waren es 10 Jahre später schon 754 Euro (Anstieg von 117 Prozent).
"Inzwischen nutzt auch die Mehrheit der Seniorinnen und Senioren moderne Smartphones. Die massiv gestiegenen Preise, insbesondere für Markengeräte, beeinflussen zunehmend auch den Schuldenstand älterer Menschen", sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox.
Generationsübergreifend sind die Telekommunikationsschulden im Vergleich mit anderen Gläubigerarten innerhalb von zehn Jahren am stärksten gestiegen (um 58 Prozent); die Verbindlichkeiten bei Inkassobüros und Kreditinstituten gingen hingegen teils stark zurück.
Jüngere haben den höchsten Telko-Schuldenberg
Während der Anstieg bei den Senioren prozentual am stärksten ist, haben junge Menschen zwischen 25 und 35 Jahren absolut gesehen die höchsten Schulden bei Mobilfunkanbietern & Co. Deren durchschnittliche Schuldenhöhe von 1.642 Euro (2023) entspricht in etwa einem neuen iPhone 16 Pro Max mit mittlerer Speichergröße (512 GB für 1.699 Euro). Der Schuldenstand dieser Altersgruppe ist innerhalb von zehn Jahren aber auch gestiegen – um 41 Prozent.
"Gerade bei Jüngeren haben Top-Marken wie Apple, Samsung und Co. nach wie vor eine große Strahlkraft," sagt Jörg Schamberg. "Um den Einmalpreis des Wunschgeräts so niedrig wie möglich zu halten, binden sich viele Kunden an hochpreisige, überdimensionierte Laufzeittarife. Langfristige Finanzierungskosten und ein potenzielles Überschuldungsrisiko werden ausgeblendet."
Preisanstieg bei Smartphones – nicht bei Tarifen
Im Gegensatz zur Tariflandschaft, die in der Regel deutlich mehr Leistung zu vergleichbaren Preisen wie 2013 bietet, haben Hardware-Kosten innerhalb von zehn Jahren teils stark angezogen. So verteuerten sich Highend-Smartphones der großen Marken in den letzten zehn Jahren um 71 Prozent. Für fast drei Viertel aller Premium-Geräte der Marktführer Apple, Samsung, Huawei und Xiaomi wird aktuell ein vierstelliger Euro-Betrag fällig.
Um beim Gerätekauf zu sparen, bieten sich beispielsweise Vorgängermodelle an: Heutige Smartphones sind technisch so ausgereift, dass die Unterschiede zu vorherigen Versionen kaum ins Gewicht fallen. Alternativ ließe sich das Wunschhandy einige Monate nach dem Marktstart gebraucht ("refurbished") kaufen.
Wer sich trotz der meist höheren Kosten für einen gekoppelten Kauf von Gerät und Tarif entscheidet, sollte das Kündigungsdatum im Blick haben, rät Schamberg: "Wenn das Smartphone zusammen mit dem Tarif finanziert wird, gilt es als Bestandteil des Vertrags. Dann laufen die höheren Tarifkosten nach zwei Jahren einfach weiter – obwohl das Gerät bezahlt ist. Deshalb sollte ein solcher Bündelvertrag rechtzeitig gekündigt werden. Das ist nach der Mindestlaufzeit monatlich möglich."
Methodik
Die Analyse basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes zur Überschuldung von Bürgern bei Telekommunikationsunternehmen (2013–2023). Die Zahlen beruhen auf Angaben der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Deutschland. Daten für 2024 liegen noch nicht vor. Für die Erhebung der Smartphone-Preise wurden alle gängigen Premium-Modellreihen der vier Hersteller mit den größten Marktanteilen in den Jahren 2014/2015 sowie 2024/2025 mit allen Speicherklassen berücksichtigt (Stand: 07.03.2025).