Kreise: Vodafone vor Strategiewechsel - Kein Arcor-Verkauf
Stand: 30.05.2006
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London/Düsseldorf (dpa) - Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone steht dem Vernehmen nach vor einem Strategiewechsel. Neben dem Handy- Geschäft wolle das Unternehmen in einigen Ländern künftig auch Festnetz-Dienste anbieten, hieß es am Montag in unternehmensnahen Kreisen. "Ein Verkauf der Festnetztochter Arcor ist damit erst einmal vom Tisch." In anderen Märkten könnte die Gesellschaft kleinere Festnetzanbieter zukaufen oder Kooperationen eingehen. Vodafone will am heutigen Dienstag seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen und sich dabei auch zur künftigen Strategie äußern.
Laut einem Bericht der "Financial Times" will Vodafone künftig auf Großakquisitionen verzichten. Der Fokus werde auf organischem Wachstum liegen, berichtete die Zeitung am Montag. Dies würde einen Bruch mit der Strategie von Konzerngründer Chris Gent darstellen, der Vodafone durch milliardenschwere Zukäufe wie Mannesmann zum weltgrößten Mobilfunkkonzern gemacht hatte.
Von den Einschnitten werde die deutsche Tochter nicht verschont bleiben. So solle der Bereich Technik um 500 Stellen abgespeckt werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen will die Gesellschaft dabei nach eigenen Angaben verzichten. Um einen Stellenabbau zu vermeiden, sollen die Mitarbeiter weiterqualifiziert und dann in anderen Geschäftsfeldern beschäftigt werden, sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft IG Metall, Siegfried Balduin. Denkbar sei etwa ein Einsatz im Vertrieb. Zudem sollen in der Zentrale in Düsseldorf weniger Arbeiten an Fremdfirmen vergeben werden.
Ursprünglich war in Deutschland auch die Schließung von Standorten geprüft worden, was die Unternehmensführung aber verwarf. Allerdings stehen dem Vernehmen nach in Zukunft Einschnitte in weiteren Konzernteilen an. Neben der Auslagerung von IT-Abteilungen seien etwa Einsparungen im Marketing möglich, hieß es in Branchenkreisen. Vodafone D2 hat wie seine Konkurrenten mit der Marktsättigung in Deutschland und dem damit verbundenen Preisverfall zu kämpfen. Im vergangenen Jahr hatte bereits Marktführer T-Mobile umfassende Sparmaßnahmen eingeleitet.
Unter anderem wegen der geringeren Wachstumserwartungen der deutschen Tochter rechnen Analysten mit tiefroten Zahlen. Der Verlust könnte bei bis zu 15 Milliarden britischen Pfund (22 Mrd Euro) liegen, sagten Analysten. Damit würde der Weltmarktführer den höchsten Verlust seiner Geschichte einfahren.