BDEW: Ausbau an Schnellladesäulen gewinnt an Fahrt
Stand: 09.12.2021
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In Deutschland wurden in den vergangenen Monaten viele neue Schnellladesäulen für Elektroautos installiert, berichtet der BDEW. Demnach liegt die Kapazität des öffentliches Ladenetzes noch deutlich über dem aktuellen Ladebedarf.
Eine Abfrage des Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) unter den großen Ladesäulenbetreibern zeigt: Der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur gewinnt weiter deutlich an Fahrt. Den Ergebnissen zufolge gilt das gerade auch für die besonders leistungsstarken Modelle unter den Schnelladesäulen, den sogenannten High-Power-Chargern (HPC), die eine Ladeleistung ab 150 kW und höher aufweisen. So wurden seit September allein von elf Ladesäulenbetreibern 414 neue HPC-Schnellladepunkte an 125 Standorten aufgebaut, berichtet der BDEW.
Zum Vergleich: In den vorangegangenen Quartalen hat der Zuwachs demnach insgesamt bei jeweils rund 200 HPC-Ladepunkten gelegen.
Schnellladesäulen überall in Deutschland
Die neuen Hyper-Schnellladepunkte reichten vom nördlichen Greifswald zum Ostbahnhof in Berlin über kleine Gemeinden wie Heiligengrabe in Brandenburg oder Petersberg in Thüringen bis nach Düsseldorf und weiter nach Kinding im bayrischen Altmühltal. Hinzu kämen Nachrüstungen bestehender Ladesäulen an 25 Standorten (53 Ladepunkte). An den gemeldeten Standorten sei damit innerhalb von drei Monaten eine HPC-Ladeleistung von über 30.000 kW installiert worden. Das entspreche dem öffentlich geladenen, jährlichen Strombedarf von knapp 78.000 vollelektrischen Batteriefahrzeugen.
BDEW: Auslastung der öffentlichen Ladeinfrastruktur deutlich unter der eigentlichen Kapazität
Auch im Register der Bundesnetzagentur, dem die Unternehmen (zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr) ihre neuen Ladesäulen melden, zeigt sich die Dynamik beim Ausbau der HPC-Schnellladeinfrastruktur, erklärt der BDEW weiter. Der Bundesnetzagentur seien bis einschließlich Oktober 2021 insgesamt 2.147 der besonders leistungsstarken Schnellladepunkte mit einer installierten Leistung von über 500.000 kW offiziell gemeldet worden. Sie allein deckten den öffentlichen Ladebedarf von knapp 1,3 Millionen vollelektrischen Pkw. Hinzu kämen über 47.000 weitere Ladepunkte im Normal- und Schnellladebereich. Aktuell führen rund 500.000 reine Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen. Dies zeige, dass die Auslastung der öffentlichen Ladeinfrastruktur noch deutlich unter ihrer eigentlichen Kapazität liegt.
Technologisch Sprünge bei den Ladesäulen für E-Autos
"Bei der Ladeleistung von Fahrzeugen und Ladesäulen gibt es nach wie vor enorme technologische Sprünge", erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. "Konnten die Fahrzeuge bis vor einigen Jahren in der Regel mit maximal 50 kW laden, steigt seit 2019 die Zahl der Fahrzeugmodelle mit einer Ladeleistung ab 100 kW zunehmend an und wir sehen eine Entwicklung hin zu 150 kW. Das ist eine Verdreifachung der Ladeleistung innerhalb weniger Jahre, die während des laufenden Aufbaus der Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden muss." Die Ladesäulenbetreiber hätten bereits vorausschauend auf die höheren Ladeleistungen der Fahrzeuge reagiert und bauten verstärkt HPC-Schnellladesäulen aus. Das zeige: Der Markt funktioniere.
Das Ziel der neuen Bundesregierung, 15 Millionen reine Elektrofahrzeuge 2030 auf deutschen Straßen zu haben, sei ein starkes Signal und würde weitere Investitionen beflügeln. Wie viele öffentliche Ladepunkte im Jahr 2030 tatsächlich benötigt würden, könne jedoch heute kaum verlässlich beziffert werden. Der Bedarf würde entscheidend durch die Technologieentwicklung, das Nutzungsverhalten und natürlich durch den Hochlauf der E-Fahrzeuge, also durch den Markt, geprägt. Daher sei man gut beraten, die Infrastrukturziele dynamisch zu fassen, wie es auch die Nationale Plattform für Elektromobilität getan habe.