Umfrage: Deutsche Energiewende inspiriert weltweit
Stand: 03.01.2020
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Der Weltenergierat (WEC) hat eine Umfrage unter Energie-Experten aus über 60 Ländern durchgeführt und nach ihrer Wahrnehmung der deutschen Energiewende gefragt. Das Ergebnis: 77 Prozent der weltweit befragten Energieexperten gaben an, dass die Energiewende in Deutschland beobachtet wird, zu Diskussionen oder sogar konkreten Maßnahmen in ihren Ländern geführt hat.
Bewertung der Energiewende fällt unterschiedlich aus
119 Energieexperten aus über 60 Ländern teilten darin ihre Perspektive auf die deutsche Energiepolitik sowie auf die Energiesituation in ihren eigenen Ländern mit. Die deutsche Energiepolitik wird vor allem in Europa kritischer gesehen. Nur 11 Prozent der europäischen Experten bewerten die deutsche Energiepolitik als Blaupause für die Welt, im Vergleich zu 43 Prozent der Experten aus dem nicht-EU Ausland.
„Nur wenn wir die spezifischen Prioritäten und Voraussetzungen in den einzelnen Staaten kennen und adressieren, kann die deutsche Energiewende mehr Nachahmer finden und so einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten,“ so Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der weltweiten Umfrage „Deutsche Energiepolitik – eine Blaupause für die Welt?“.
Große Unterschiede zwischen Europa und dem Rest der Welt
Die Prioritäten von Energiepolitik unterscheiden sich zwischen Europa und dem Rest der Welt deutlich. Während für die europäischen Experten der Klimaschutz die wichtigste Motivation für einen Energiewende im eigenen Land darstellt (58 Prozent), geht es außerhalb Europas vor allem um Wirtschaftswachstum (26 Prozent), Versorgungssicherheit (23 Prozent) und Zugang zu Energie (17 Prozent).
Energiewende: Gut oder schlecht für die Wirtschaft?
Wie sich die Energiewende in Deutschland auf die Wirtschaftskraft auswirkt, ist umstritten: Laut Umfrage erwarten 67 Prozent der europäischen Experten eine Abschwächung der Wirtschaftskraft Deutschlands aufgrund der Energiepolitik bis 2030. Allerdings steht eine Mehrheit von Experten aus dem außereuropäischen Ausland, die mittelfristig bis 2030 (57 Prozent) bzw. langfristig bis 2050 (84 Prozent) eine Stärkung der Wirtschaftskraft erwarten. „Die Ergebnisse zeigen, dass noch offen ist, wie sich die Energiepolitik auf die Wirtschaftskraft Deutschlands auswirkt. Erst wenn die Energiewende einen positiven wirtschaftlichen Effekt hat, werden insbesondere auch Länder außerhalb Europas sich stärker ein Beispiel nehmen, “ so Carsten Rolle.
Höhere Kosten für Klimaschutz?
Auch die Bereitschaft, für Klimaschutz höhere Energiepreise zu akzeptieren, wird in Europa zumindest für Haushalte höher eingeschätzt. Die Hälfte der europäischen Experten glauben, dass die Bevölkerung bis zu 20 Prozent höhere Energiepreise für mehr Klimaschutz akzeptieren würde. Im Rest der Welt ist man skeptischer: Die Mehrheit glaubt nicht, dass eine Bereitschaft für höhere Energiepreise für Klimaschutz für Haushalte (66 Prozent) und Industrie (57 Prozent) vorhanden ist. Zugleich sehen über 80 Prozent aller Befragten eine CO2-Bepreisung als wichtige Maßnahme für den Klimaschutz. Für Carsten Rolle wird hier ein Widerspruch sichtbar: „Einerseits gilt eine CO2-Bepreisung als effektiv in der Bekämpfung des Klimawandels. Andererseits existiert kaum eine Bereitschaft, einen Preisaufschlag zu bezahlen, um die notwendigen Investitionen zu realisieren.“ Dieser Widerspruch müsse offen diskutiert und politisch aufgelöst werden.