EU verhängt Bussgeld gegen die Telekom
Stand: 05.05.2003
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Brüssel (dpa) - Die Deutsche Telekom wird ein EU-Bussgeld im unteren zweistelligen Millionenbereich wegen angeblicher Behinderung des Wettbewerbs beim Telefonortsnetz bezahlen müssen. Das verlautete am Montag aus EU-Kreisen in Brüssel. Eine offizielle Entscheidung der EU-Kommission werde für den 28. Mai vorbereitet.
Die Kommission werde sich dafür aussprechen, die Grosshandelspreise für die Leitungen zu senken, hiess es in den Kommissionskreisen. Eine mögliche Entscheidung der Telekom, die Preise für die Endkunden zu erhöhen und damit die beanstandete "Preisschere" zu schliessen, sei hingegen nicht im Interesse der Brüsseler Behörde und werde sich auch auf Dauer nicht halten lassen.
Die EU-Kommission hatte vor einem Jahr ein förmliches Kartellverfahren gegen die Telekom eröffnet. Solche Verfahren können sich auch gegen ein einzelnes Unternehmen richten, wenn dieses möglicherweise seine Marktmacht zum Schaden von Verbrauchern und Marktbeteiligten missbraucht.
Die Kommission kann Bussgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes verhängen - dieser Rahmen ist aber bisher bei weitem noch nicht ausgeschöpft worden.
Die separat eingeleiteten rechtlichen Schritte der Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen den Verzögerungen beim Wettbewerb im Telefonortsnetz werden weiterlaufen, hiess es. Dies habe mit dem Kartellverfahren nichts zu tun. Die EU-Behörde hatte moniert, die Gesetze zur Öffnung der Telefonortsnetze seien in Deutschland verspätet umgesetzt worden.
Der Deutschen Telekom droht ein weiteres Kartellverfahren der Kommission. Sie ermittele weiterhin wegen möglicherweise überhöhter Gebühren bei Handy-Auslandsgesprächen. Im Zusammenhang mit den so genannten Roaming-Tarifen, die in Netzen fremder Betreiber anfallen, waren bereits 2001 die Geschäftsräume von neun Mobilfunkbetreibern in Deutschland und Grossbritannien von EU-Ermittlern unangemeldet durchsucht worden. Von den Razzien war auch die Telekom- Tochtergesellschaft T-Mobile (D1) betroffen gewesen.