Das Festnetz-Telefon verliert weiter an Bedeutung
Stand: 07.10.2020
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Köln - In Coronazeiten bleiben die Menschen viel mehr in den eigenen vier Wänden. Da liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sie häufiger zum guten alten Festnetztelefon greifen. Doch die Gesamtzahl der Sprachminuten über das Festnetztelefon sinkt dieses Jahr um neun Prozent im Vergleich zu 2019, wie aus einer am Dienstag in Köln vorgestellten Studie des Branchenverbandes VATM hervorgeht.
Nach Einschätzung des Studienautoren Torsten Gerpott wäre der Rückgang ohne die Pandemie noch stärker ausgefallen. Jeden Tag sind es dieses Jahr schätzungsweise nur noch 235 Millionen Festnetzminuten - grob gesagt also drei Minuten pro Kopf. 2013 waren es doppelt so viele.
Mehr mobile und internetbasierte Sprachminuten
Mit dem Mobiltelefon wurde hingegen mehr telefoniert (361 Millionen ausgehende Sprachminuten pro Tag, plus fünf Prozent). Besonders gefragt waren zudem Anbieter wie WhatsApp, Skype oder FaceTime - über diese Internetdienste wird in Deutschland laut der Studie inzwischen 213 Millionen Minuten pro Tag telefoniert, also fast so viel wie über das Festnetztelefon. Prozentual gesehen war das ein Plus von neun Prozent.
Coronabedingt nicht mehr Telefonate
Noch vor drei Jahren war das Festnetztelefon das am häufigsten gewählte Mittel zum Anrufen, doch schon seit langem geht es bergab. VATM-Präsident Martin Witt begründete den Trend mit der Bedeutung des Smartphones, das sich daheim automatisch mit dem Festnetz-Internet verbindet. "Es ist bequemer, als an den Festnetzapparat zu gehen." Aus der Statistik lässt sich übrigens nicht ableiten, dass die Menschen coronabedingt sehr viel mehr telefoniert haben als üblich, egal über welches Medium. Denn die Gesamtzahl der Sprachminuten liegt in etwa im Schnitt der vergangenen zehn Jahre.
Datenvolumen über Internetanschlüsse steigt rasant
Im Digitalzeitalter geht das rasante Datenwachstum weiter: Das genutzte Volumen über Breitband-Internetanschlüsse steigt 2020 den Angaben zufolge um rund 30 Prozent auf 72 Milliarden Gigabyte in Deutschland, über den Mobilfunk wurden 5,2 Milliarden Gigabyte abgerufen und damit gut 50 Prozent mehr als zuvor. In den Vorjahren war der prozentuale Anstieg ähnlich hoch. "Das sind eklatante Wachstumsdaten", sagte Professor Gerpott.
Internetausbau kommt voran
Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) ist ein Sprachrohr der Wettbewerber der Deutschen Telekom, also des früheren Staatsmonopolisten. Verbandsmitglieder sind unter anderem Vodafone, Telefónica und United Internet. Die jährliche Studie wird durchgeführt von der Unternehmensberatung Dialog Consult. Die Untersuchung zeigt, dass der Internetausbau auch dank hoher Investitionen vorankommt und immer mehr Haushalte ans schnelle Netz angeschlossen sind. So haben mittlerweile 8,3 Millionen Haushalte gigabitfähige Anschlüsse aktiviert, 2019 waren es nur fünf Millionen.