Telekom setzt auf Fußball: WM-Spiele aufs Handy, Bundesliga per DSL
Stand: 07.03.2006
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Hannover (dpa) - Die Deutsche Telekom setzt auf den Fußball als Zugpferd für ihre neuen Multimedia-Angebote. T-Mobile will 20 Spiele der Fußball-WM auf dem Handy übertragen, wie Vorstandschef Kai-Uwe Ricke am Dienstag vor der Computermesse CeBIT in Hannover ankündigte. Das Paket umfasst alle Begegnungen der deutschen Nationalmannschaft sowie das Endspiel. Zudem sollen Übertragungen der Fußball-Bundesliga von der kommenden Saison an Kunden für das neue ultra-schnelle Internet-Glasfasernetz anziehen, das die Telekom mit Milliarden- Investitionen aufbaut.
T-Mobile nannte keine aktuelle Zahl der UMTS-Kunden. Nach Angaben des Branchenverbands BITKOM waren Ende vergangenen Jahres 2,3 Millionen UMTS-fähige Handys und Notebook-Karten aller Anbieter im Einsatz. Bis Ende dieses Jahres sollen es rund neun Millionen sein. T- Mobile ist mit 29,5 Millionen Kunden deutscher Mobilfunk-Marktführer mit einem Anteil von knapp 38 Prozent. Ab Frühjahr wird mit der UMTS- Erweiterung HSDPA eine mobile Datenübertragung mit bis zu 1,8 MBit pro Sekunde möglich, während es bislang nur eine Geschwindigkeit von 384 kBit/Sekunde gab.
Einer Umfrage von TNS Infratest zufolge ist das Interesse an Fernsehen auf dem Handy unter deutschen Nutzern allerdings gering. Lediglich zwei Prozent hätten konkrete Pläne, einen solchen Dienst zu nutzen, sieben Prozent finden das Thema interessant, berichtete das Marktforschungsinstitut nach einer repräsentativen Erhebung unter 1000 Privatpersonen.
Für die Telekom spielt Fußball eine wichtige Rolle bei der Einführung so genannter "Triple Play"-Angebote, also der Bündelung von Internet, Telefonie und Medieninhalten. Ziel der Strategie ist eine Erhöhung des Datenanteils im Mobil- und Festnetz, wovon sich die Telekom höhere Umsätze verspricht.
Ein wichtiger Baustein dafür ist die Errichtung eines Glasfasernetz für drei Milliarden Euro, mit dem zur Jahresmitte zehn Großstädte versorgt werden sollen. Über das so genannte VDSL-Netz will die Telekom ab der kommenden Saison Begegnungen der Bundesliga übertragen. Allerdings könnten auch schon Spiele der WM über das Hochgeschwindigkeitsnetz laufen, wie Ricke sagte. Dies müsste aber über die Rechteinhaber Premiere oder ARD/ZDF geschehen, da die Telekom kein eigene Angebot plant.
Hintergrund ist der Preisverfall auf dem deutschen Mobilfunkmarkt - die Preise im Festnetz sind bereits auf einem historischen Tiefpunkt angelandet. Obermann rechnet alleine für dieses Jahr mit einem Rückgang der Tarife um bis zu 20 Prozent. Damit würde der Rückgang über dem Niveau des Vorjahres liegen, als die Preise um rund zehn Prozent nachgaben. Hintergrund für den Preisrutsch ist der Start von Billiganbietern wie Simyo oder debitel light im vergangenen Jahr, woraufhin die Netzbetreiber ihre Tarife zum Teil reduzierten.
Der Chef der Festnetztochter T-Com, Walter Raizner, kündigte zusätzliche Investitionen in die Aufrüstung des DSL-Netz an. Dazu gehört der Einstieg in den Breitbandstandard ADSL2+, mit dem rund vier Mal schnellere Internetzugänge als derzeit möglich sind. Mit der Erweiterung will die Deutsche Telekom die Lücken in ihrem geplanten ultra-schnellen Glasfasernetz schließen. Die Übertragung von Fußballspielen sei über den Standard nicht möglich.
Mit den neuen Initiativen baut Europas größter Telekomkonzern sein Mediengeschäft deutlich aus. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke betonte, dass das Unternehmen keine Inhalte selbst produzieren wollen. Das Unternehmen kooperiert bereits mit der Sendergruppe ProSiebenSat.1.