Sasser-Entwickler hat Komplizen bei Verbreitung der Viren
Stand: 13.05.2004
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Hannover (dpa/lni) - Der millionenfache Viren-Angriff auf Computer in der ganzen Welt geht auf eine Gruppe von jungen Hackern aus Niedersachsen zurück.
Der Hauptverdächtige bleibt aber der geständige 18-Jährige. "Er war der Drahtzieher", betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft Verden, Helmut Trentmann. Der Jugendliche hatte die Programmierung des Internet-Wurms "Sasser" gestanden. Auch "Netsky" - ein Vorläufer von "Sasser" - soll von ihm stammen. "Sasser" hatte weltweit Millionen Computer infiziert. Die Rechner stürzten immer wieder ab. Betroffen waren unter unter anderem die US-Fluggesellschaft Delta Airlines und die Europäische Kommission.
Der Leiter der Berufsfachschule für Informatik in Rotenburg/Wümme, Wolf Hertz-Kleptow, sagte am Mittwoch, er habe keine Kenntnisse über ein Hacker-Netzwerk an seiner Schule. An dieser Einrichtung wird der 18 Jahre alte Urheber des Computer-Wurms "Sasser" unterrichtet. Schul-Server seien für die Verbreitung der Viren nicht benutzt worden, betonte der Oberstudiendirektor. "Das Programmieren von Würmern wird nicht vermittelt", meinte ein Lehrer.
Die Schule plane keine Sanktionen gegen den 18-Jährigen. Seit den Ermittlungen gegen den Berufsschüler werde im Unterricht aber die Strafbarkeit solchen Verhaltens verstärkt diskutiert. "Es hat uns schon überrascht, das aus Schul-Kreisen so was passieren kann", meinte Hertz-Kleptow.
Die Staatsanwaltschaft Verden rechnet damit, dass ein Prozess gegen den 18-Jährigen in einigen Wochen vor dem Jugendschöffengericht Rotenburg beginnen könnte. "Wir haben ja ein Geständnis", meinte Trentmann. Derzeit werde noch der PC des Jugendlichen von Spezialisten des LKA untersucht.
Dem Jugendlichen wird Computer-Sabotage vorgeworfen. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Haft. Allerdings wird nach Jugendrecht geurteilt, so dass die Strafe geringer ausfallen dürfte. Zugleich könnten jedoch erhebliche Schadensersatzforderungen auf den 18-Jährigen zukommen. Bei der Staatsanwaltschaft Verden und beim Landgericht haben sich bereits zahlreiche Geschädigte gemeldet.
Nach Ansicht eines Computer-Experten sollen die meisten Viren nicht mehr nur PCs zum Absturz bringen, sondern Daten ausspähen. "Der Trend nimmt zu, dass Viren zum Ausspionieren beispielsweise von Passwörtern und PIN-Nummern genutzt werden", sagte Patrick Brauch vom Computer-Magazin "c’t"