Partnersuche per Netz: Wenn der Computer den Richtigen finden soll
Stand: 26.01.2004
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Speyer/Mannheim (dpa/lrs) - Tina hat es getan, Jürgen hat es getan, und auch Meike wollte es: Sie haben über eine Internet- Partnervermittlung versucht, die "grosse Liebe" zu finden. So wie sie machen es viele. Nach Angaben des Internet-Portals "Singlebörsen- Vergleich" haben im deutschsprachigen Raum eine Million Singles Internet-Partnervermittlungen eingeschaltet. Zu den vielen Angeboten kommt nun ein neues. Die Speyerer Firma "DerZweiteFrühling" bietet unter www.dzf.de die Vermittlung von "Lebenserfahrenen" ab 40 an. Das Besondere: Die Firma hat sich von Psychologen der Universität Mannheim ein Computerprogramm schreiben lassen, das die Suche nach dem Traumpartner noch effizienter machen soll.
"Das ganze System baut auf Erkenntnissen der internationalen Beziehungsforschung auf", verspricht Prof. Werner Wittmann, Inhaber des Mannheimer Lehrstuhls Psychologie II. Kernstück ist ein kostenloser Persönlichkeitstest. In dem Fragebogen geht es um Merkmale wie Einfühlungsvermögen und Kontaktfähigkeit, aber auch um Alltagsgewohnheiten, Lebensmotive und Erwartungen an die Partnerschaft. "Dann wird in der Datenbank ein Partner gesucht, der dem Profil entspricht", sagt Wittmann. Nach seinen Angaben wird auch an eine Bewertung der Ergebnisse und eine Optimierung des Systems gedacht, das von dem Psychologen Jürgen Schmidt entwickelt wurde.
Nach Darstellung von DZF eignen sich Menschen ab 40 als Kunden besonders gut. "Wenn Sie 20 sind, haben Sie noch genügend Zeit und noch nicht die Spielregeln verlernt, die man braucht, um in einer Lokalität jemanden anzusprechen", sagt DZF-Geschäftsführer Steffen Haas. "Ab 30, 35 wird es problematischer, weil man beruflich eingespannt und nicht mehr so locker ist." Zudem gehe es um Effizienz bei der Partnersuche: Weil Menschen über 35 weniger Zeit und "Beziehungsnarben" hätten, suchten sie einen Partner, der auch nach sechs Monaten noch zu ihnen passe. Nach Haas’ Angaben haben sich seit dem Start im Dezember knapp 2000 Menschen bei DZF registrieren lassen. Die Mitgliedschaft kostet 79,50 Euro für drei Monate und 199,50 Euro für ein Jahr.
DZF ist nicht die einzige Internet-Partnervermittlung, die auf wissenschaftliche Methoden setzt. Die Partnervermittlung PARSHIP aus Hamburg verwendet bereits seit ihrem Start im Jahr 2001 den Fragebogen eines Psychologieprofessors für ein Profil, mit dessen Hilfe ebenfalls der beste Partner gefunden werden soll. Die Tochter der Verlagsgruppe Holtzbrinck ist nach eigenen Angaben die "grösste Online-Partneragentur für langfristige Beziehungen" und zählt mehr als 500 000 Mitglieder. 47 Prozent derer, die sich abmeldeten, gäben an, über diesen Dienst fündig geworden zu sein, sagt PARSHIP-Sprecher Stephan Hoursch. Auch Tina, Jürgen und Meike hatten laut PARSHIP Erfolg.
Wie DZF erklärt PARSHIP, grössten Wert auf Seriosität zu legen. Schon der Preis von 149 Euro pro Halbjahr sei eine "Schwelle" für Leute, die es nicht ernst meinten, sagt Hoursch. Die Überlegung, dass die Kunden die Entscheidung über ihr Glück einem Computer anvertrauen, nennt er "Mumpitz". Bei anderen Menschen sei die Kneipe der "Zufallsgenerator" für Beziehungen. Mit der Internet-Vermittlung könne man aber mehr Menschen kennen lernen als in einer Kneipe. Laut "Singlebörsen-Vergleich" gibt es über 2500 deutschsprachige Internet- Vermittlungs- und Kontaktangebote verschiedenster Art.
Die Kölner Diplom-Psychologin Christiane Eichenberg sieht nach Studien zu Internet-Beziehungen Vorteile bei dem elektronischen Kennenlernen. "Während wir im "real life" enormen Stressfaktoren ausgesetzt sind, wie etwa der Angst, nicht gut genug auszusehen, sich ungeschickt zu bewegen oder im entscheidenden Moment das richtige Wort herauszubringen, bahnen sich Kontakte im virtuellen Raum zunächst an, ohne dass Äusserlichkeiten wichtig sind." Dies könne die Selbstöffnung erleichtern. Nach ihren Angaben konnte in Studien nicht nachgewiesen werden, dass vor allem gehemmte, vereinsamte und unattraktive Menschen im Netz ihr Glück suchten. Eines sei aber auch klar: "Missglückte Netzromanzen können denselben beissenden Schmerz nach sich ziehen wie real begonnene und beendete Partnerschaften."