Informatiker machen mit Fotohandy Internet-Geschäfte sicherer
Stand: 24.10.2006
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Karlsruhe (dpa) Rechnungen, Verträge und Bestellungen müssen schön seit längerer Zeit dank digitaler Unterschriften nicht mehr mühsam auf dem Papier unterzeichnet werden. Nun soll zudem noch Fälschern und Computerpiraten der Garaus bei den Betrügereien per Internet gemacht werden. Denn zwei Karlsruher Informatikern sind sich sicher, dass ein Fotohandy künftig beim Signieren behilflich sein kann.
Unbekannte können Computer fernsteuern. Allzu leicht kann es etwa passieren, dass im Bestellformular die Zahl der Artikel geändert oder ein höherer Betrag vom Konto abgebucht wird, als auf dem Bildschirm angegeben war. "Auch ein Vertragstext, den man auf seinem Monitor liest, muss nicht mit den Inhalten übereinstimmen, die man schließlich mit seiner Computersignatur unterzeichnet", warnt Röhrich. "Was man auf dem Bildschirm sieht kann eine Täuschung sein, die ein böses Programm erzeugt hat."
Wie aber kann sichergestellt werden, dass die Inhalte auf dem Monitor und auf dem Rechner auch tatsächlich identisch sind? "Das ist eine brisante Frage", sagt Müller-Quade. "Denn in Zukunft werden immer mehr Geschäfte und Behördengänge über das Internet abgewickelt werden." Das Problem hat die beiden Computerexperten nicht mehr losgelassen, bis sie die Lösung fanden: "Die Idee ist eigentlich einfach", erklärt Müller-Quade die Erfindung. Mit einem Fotohandy wird der Vertragstext vom Bildschirm fotografiert. Zudem wird das Mobiltelefon mit dem Computer verbundenen. Die beiden Informatiker haben eine Software entwickelt, welche die Fotos mit dem Originaltext aus dem Rechner vergleicht. "Diese Software schiebt die beiden Versionen wie zwei Folien übereinander", veranschaulicht Röhrich.
"Wenn auch nur das kleinste Pünktchen abweicht, erscheint auf dem Handy eine Warnung." Es werden die Stellen angezeigt, wo das Programm Abweichungen festgestellt hat. Stimmen die beiden Versionen jedoch überein, gibt das Mobiltelefon grünes Licht und fragt: "Wollen Sie signieren?" Gibt der Nutzer sein Einverständnis, erzeugt die Software automatisch die digitale Unterschrift. "Wir sind davon überzeugt, dass unsere Handy-Lösung beim Abschluss von digitalen Verträgen ein hohes Maß an zusätzlicher Sicherheit bringt", erklären Röhrich und Müller-Quade.
Was passiert, wenn ein Handy ausgetauscht und manipuliert wird? Auch daran haben die Karlsruher Informatiker gedacht. "Als Zusatznutzen haben wir in unserer Software eine Anwendung integriert, die ein beidseitiges Authentifizieren ermöglicht", beschreibt Röhrich. Der Nutzer gibt seine geheime Pin-Nummer ein, das Handy bestätigt mit persönlich angeordneten Bildern. Sollten dabei Abweichungen erkennbar sein, ist der Nutzer gewarnt. Die beiden Experten für Informationssicherheit haben einen Prototypen entwickelt und beim Patentamt angemeldet. Erste Kontakte zur Wirtschaft sind geknüpft. Ihre Erfindung könnte schnell Marktreife erlangen, hoffen die beiden Informatiker.