Für Computermuffel: Konsumenten-Anstalt bringt Trödel ins Internet
Stand: 02.06.2004
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Essen (dpa/lnw) - Trödel gehört ins Internet: Diese Auffassung vertritt die Essener "Konsumenten-Anstalt". Seit Mitte Februar können Computermuffel oder Vielbeschäftigte dort die Sachen abliefern, die sie loswerden wollen.
Egal ob chinesische Porzellanfiguren, Golfschläger, Stehlampen, alte Ölschinken oder Fotoapparate - das Inhaberpaar versteigert alles, was einen Mindestwert von 10 Euro hat. Sieben Tage lang werden die Sachen ins Internet gestellt. Die Anmeldeformalitäten und die richtige Präsentation mit Foto und Text übernimmt die "Konsumenten- Anstalt". Der Kunde muss nur festlegen, welchen Preis er mindestens für seinen Besitz haben möchte.
Über 500 Teile gingen auf diese Weise bereits über die virtuelle Ladentheke. Das sind fast 80 Prozent der Sachen, die Nicole Sander und Michael Bergmann anvertraut wurden. Die Geschäftsinhaber haben dadurch in kürzester Zeit den Status eines "Powersellers" erreicht. Der Service kostet 3,50 Euro bei Waren mit einem Wert bis 250 Euro und 5,50 Euro bei wertvolleren Stücken. Wird etwas versteigert, bekommen die Geschäftsinhaber bis zu 25 Prozent des Verkaufserlöses als Prämie.
Die beiden Essener setzen vor allem auf Seriosität, denn in dem boomenden Geschäftszweig gibt es laut Nicole Sander viele schwarze Schafe. Verträge, die den Verkauf der Ware erlauben und die Herkunft der Sachen belegen, sind unverzichtbar.
"Das Kurioseste was wir bis jetzt versteigert haben war wohl ein grosses Baugerüst", überlegt Bergmann. Dann fällt Sander der Gamsbart eines Jägerhutes ein, der in der Auktion knappe 300 Euro einbrachte. Ihr Partner kontert mit einem fast Achtzigjährigen, der sein altes Filmstudio auflöste und alte Filmdosen und Stative in dem Geschäft ablieferte. Michael Bergmann: "Die haben wir an Sammler bis nach Japan und Amerika versteigert."
Am besten zu versteigern seien jedoch HiFi-Geräte, Foto-Artikel, antiquarische Bücher und Modellbausätze. No-Name-Kleidung liefe dagegen gar nicht. Auch alte Ölbilder und Einrichtungsgegenstände aus Grossmutters Zeiten seien kaum an den Bieter zu bringen. "Die Kunden, die sich dafür interessieren würden, haben meist keinen Internet- Anschluss", erklärt Nicole Sander. Was liegen bleibt, geht an die Besitzer zurück oder wird an soziale Einrichtungen verschenkt.
Die Idee zu dem Geschäft nach Vorbild anderer Internet-Stores, wie zum Beispiel dem "Dropshop" in München, entstand durch Zufall. "Zwei Jahre lang habe ich ebay privat genutzt", erklärt Michael Bergmann. Beim Versteigern von HiFi-Geräten bemerkte er dann, dass er immer häufiger Gewinn machte. Kurzum gründeten die ehemalige kaufmännische Angestellte und der Multimedia-Fachmann die "Konsumenten-Anstalt". Der Name ist an die historische Konsumanstalt angelehnt, die vom Essener Unternehmer Krupp gegründet wurde. Hier wurden Dinge für das tägliche Leben zu günstigen Preisen verkauft. Bergmann: "Im Grunde machen wir genau das Gleiche."