Auf der Suche nach der Killer-Applikation für UMTS
Stand: 27.06.2003
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Hamburg (dpa) - "Wir müssen Bedürfnisse wecken, von denen der Kunde selbst noch nicht weiss, dass er sie hat." Mit diesem Satz umreisst Marcus Englert, Geschäftsführer von SevenOne Intermedia, die Suche nach neuen Anwendungen für interaktive Medien. Immerhin haben Mobilfunkunternehmen vor drei Jahren für 100 Milliarden Mark die UMTS-Lizenzen ersteigert, und noch immer ist nicht klar, mit welchen Inhalten diese neue Technik eigentlich gefüllt werden soll.
Denn UMTS (Universal Mobile Telecommuncations System) ist ein Mobilfunk-Standard, der die Übertragung grosser Datenmengen in kürzester Zeit ermöglicht. Das System, 200 Mal schneller als der heutige Standard GSM, macht es beispielsweise möglich, Filmtrailer in Fernsehqualität am Handy anzusehen oder ein soeben geschossenen Foto in drei Sekunden per Mail zu verschicken.
Doch welche Anwendung die Kunden schliesslich so sehr begeistert, dass sie ohne UMTS nicht mehr auskommen mögen, steht noch in den Sternen. Mehr als einmal sind die Anbieter interaktiver Medien davon überrascht worden, in welche Richtung sich das Interesse der Nutzer entwickelt. Als der Siegeszug des Handys begann, ahnten die meisten nicht, dass die SMS-Kurzmitteilungen zur "Killer-Applikation" (Branchenjargon für den Anwendungsknüller) werden sollten. Und bei T- Online stieg die Nachfrage nach der schnellen Internet-Verbindung T- DSL so rapide, dass das übertragene Datenvolumen sich innerhalb eines Jahres verfünffachte, wie Vorstandsmitglied Burkhard Grassmann berichtete.
Ursprünglich war die Einführung von UMTS für Ende 2002/Anfang 2003 geplant. Vodafone hat inzwischen angekündigt, dass eine Verschiebung bis 2004 nicht ausgeschlossen ist. Dennoch setzen die Lizenzinhaber darauf, dass UMTS sich in überschaubarer Zeit durchsetzt, denn so lange wie beim Mobiltelefon insgesamt können sie nicht warten. Von der Einführung des ersten Mobilfunknetzes, des A-Netzes in den USA, bis zum weltweiten Erfolg des Handys vergingen immerhin 50 Jahre.