Das Smartphone als Alltagshelfer für Blinde

Smartphones sind für die meisten nicht mehr wegzudenken. Die Alleskönner helfen auch Blinden oder Menschen mit Sehschwäche dabei, den Alltag zu vereinfachen. Wie können Sie gängige Smartphones ohne Augenkontakt nutzen? Und für wen eignen sich spezielle Geräte mit haptischer Tastatur? Die fünf hilfreichsten Tools und Einstellungen im Überblick.

1. Sprachsteuerung und Sprachnachrichten

Die meisten Funktionen moderner Smartphones lassen sich per Sprachsteuerung ganz ohne Augenkontakt nutzen. Das Gerät hört die gesprochenen Befehle und führt sie aus, egal ob Sie eine App öffnen, eine Nachricht schreiben, die Uhrzeit oder das Wetter erfahren möchten. Bei gängigen Messengern wie Signal oder WhatsApp können Sie außerdem auf Audionachrichten statt auf Textnachrichten setzen.

2. Apps für Blinde

Es gibt zahlreiche Apps, die blinden Menschen den Alltag erleichtern. Dazu gehören in erster Linie Anwendungen, die bei der Erkennung von Gegenständen helfen. Die kostenlose App "TapTapSee" kann mit der Handy-Kamera fotografierte Gegenstände erkennen. "Be my Eyes" ist ein globaler Zusammenschluss von Freiwilligen und Unternehmen. Dieser verbindet Blinde mit Helfern, die ihr Augenlicht "leihen" und im Alltag bei der Erkennung von Objekten helfen – etwa beim Sortieren von Kleidungsstücken oder beim Kochen.

Auch bei der Social-Media-Nutzung gibt es Hilfsmittel. So bietet etwa Instagram eine Bilderkennungssoftware. Über die Alternativtext-Funktion hören Sie dann die Bildbeschreibungen.

Wer schlecht sieht, kann auf digitale Lupen setzen, mit denen sich beispielsweise Speisekarten im Restaurant vergrößern lassen. Auch Zeichen und Schrift auf dem Smartphone-Display lassen sich mittels Zoom-Funktion besser erkennen.

3. Screenreader nutzen

In so gut wie allen modernen Smartphones ist ein Screenreader integriert, der sich durch Gesten steuern lässt. Das Programm liest die Bildschirminhalte vor, egal ob Kochrezept, Whats-App-Chat oder den Ladestand des Akkus. Außerdem können Sie Geschwindigkeit und Tonhöhe individuell anpassen. Bei iPhones heißt der Reader VoiceOver, bei Android TalkBack. Um die Funktion zu starten, fahren Sie mit dem Finger über die Symbole. Die Orientierung wird dabei durch Geräusche unterstützt.

So aktivieren Sie VoiceOver auf dem iPhone: Gehen Sie in die Einstellungen und aktivieren Sie die Funktion unter den Bedienhilfen. Alternativ können Sie diese über Siri einschalten. Zunächst müssen die Gesten unter VoiceOver-Übungen eingeübt werden (Tippen, Doppeltippen, dreimal tippen, nach links, rechts, oben und unten streichen). VoiceOver führt Sie Schritt für Schritt durch die Einrichtung und beschreibt dabei, welche Aktion auf welche Geste folgt.

TalkBack hilft Android-Nutzern dabei, ihr Smartphone ohne Augenkontakt zu nutzen. Die Konfiguration hängt vom jeweiligen Gerät und der verwendeten Software ab.

4. Braillezeile anschließen

Alternativ lässt sich an viele Smartphones eine mobile Braillezeile anschließen. Die Verbindung ist über USB oder Bluetooth möglich. Das Gerät übersetzt die Wörter auf dem Display in Blindenschrift, die dann ertastet werden kann. Die Erweiterung lässt sich auch mit Laptops oder Tablets verwenden.

5. Handys für Blinde

Wer noch über Restaugenlicht verfügt, für den kommen spezielle Senioren-Handys in Frage. Diese haben extra große Tasten, gut erkennbare Schriftzeichen und scharfe Kontraste. Darüber hinaus gibt es Smartphones, die eigens für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt wurden, zum Beispiel Blindshell, Claria Vox oder Kapsys Smartvision.

Claria Vox bietet eine haptische Bedienung mit Lochmasken-Tastatur. Kapsys verfügt ebenfalls über eine physische Tastatur und einen Vierfach-Zoom. Diese Geräte eignen sich vor allem für Nutzerinnen und Nutzer, die die Basisfunktionen wie Telefonie, Kontakte, Kurznachrichten, E-Mail oder den Kalender benötigen. Darüber hinaus gibt es Hilfsfunktionen wie die Erkennung von Farben, Licht, Geldscheinen oder Sprachnotizen.