O2-Übernahme: César Alierta - Der unscheinbare Chef der Telefónica
Stand: 31.10.2005
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Madrid (dpa) - Es ist eigenartig: César Alierta steht seit fünf Jahren an der Spitze des grössten spanischen Unternehmens und eines der bedeutendsten Telekom-Konzerne der Welt, aber der Telefónica- Präsident tritt in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung. Die meisten Spanier kennen den 60-jährigen Konzernchef gar nicht, obwohl die von ihm geführte Telefónica-Gruppe Marktführer in der spanisch- und portugiesischsprachigen Welt ist.
Mit Alierta hielt ein neuer Stil in dem Unternehmen Einzug. Der neue Telefónica-Präsident pflegte ein nüchternes Auftreten, zog den Konzern aus verlustbringenden Bereichen zurück und führte ihn in ruhigere Fahrwasser. Alierta galt als enger Vertrauter des damaligen Wirtschaftsministers und heutigen Generaldirektors des Internationalen Währungsfonds (IWF), Rodrigo Rato.
Er hört es jedoch nicht gerne, wenn man ihn als einen "amigo" des konservativen Ex-Ministerpräsidenten José María Aznar bezeichnet. Er gilt politisch als ein Liberaler. Sein Vater war unter der Franco- Diktatur Bürgermeister von Saragossa. Ein Bruder ist in der konservativen Volkspartei organisiert, ein Schwager bei den Sozialisten.
Alierta entstammt ursprünglich dem Bereich der Banken. Er galt als vorzüglicher Analyst und Börsenkenner. 1996 ernannte Aznar ihn zum Präsidenten des damals noch teilweise staatlichen Tabakkonzerns Tabacalera. Alierta brachte die Privatisierung zu einem erfolgreichen Abschluss und fusionierte Tabacalera mit dem französischen Konkurrenten Seita zu Altadis. 2000 wechselte er in den Chefsessel von Telefónica. Vor zwei Jahren wurde gegen ihn wegen angeblich illegaler Aktiengeschäfte ermittelt. Die Ermittlungen verliefen jedoch im Sande.