Mobilfunkbranche steckt im Umbruch - Preise fallen
Stand: 09.06.2005
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Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Mobilfunkbranche steckt nach dem Ende des rasanten Kundenwachstums in einer tiefen Umbruchphase. Mit der allmählichen Sättigung des Marktes können die Mobilfunkkonzerne neue Kunden nur noch bei ihren Konkurrenten abwerben. Profiteure sind dabei die Kunden, die sich auf sinkende Preise freuen können. Um ihren Markennamen nicht zu verwässern, setzen die Anbieter nun auf eigene Billigmarken.
Simyo richtet sich an junge, technikinteressierte Kunden, die häufiger über das Internet einkaufen. Mit Simyo ist für E-Plus-Chef Uwe Bergheim noch nicht Schluss. Er kündigte den Start von weiteren Marken im laufenden Jahr an, um neue Kundengruppen zu erschliessen. Als mögliches Beispiel sieht er die türkische Minderheit in Deutschland.
Welchen Druck Simyo auf den Mobilfunkmarkt entwickelt, zeigt sich an der Reaktion des Mobilfunkproviders mobilcom, der E-Plus per Einstweiliger Verfügung stoppen will. Die Entwicklung werden sie aber nicht aufhalten können. Experten rechnen Experten mit weiter fallenden Mobilfunkgebühren.
Dem Trend zur Zweitmarke kann sich auch Branchenprimus T-Mobile nicht verschliessen. Seit Quartalen sinkt der Marktanteil der Bonner. Noch im laufenden Jahr droht Vodafone D2 die Telekom-Tochter zu überholen. T-Mobile-Chef René Obermann will nun mit einer Serviceoffensive kontern, die 2006 anrollen soll: "Wir werden die Position (als Nummer eins) nicht so leicht aufgeben."
Als Marktführer kann T-Mobile auf die weniger profitablen Kunden nicht verzichten. "Die Pläne für eine Billigmarke liegen bereits ausgearbeitet in der Schublade", sagt ein Unternehmenskenner. Der Vorteil: Mit einer Zweitmarke würde T-Mobile das eigene Firmenimage als Qualitätsanbieter nicht beschädigen. Neben E-Plus haben diesen Weg bereits Vodafone und die Münchener O2 gewählt, die über Partnerschaften billige Handy-Verträge vertreiben.
So geht Vodafone D2 zusammen mit dem Kundenkartenanbieter Payback auf Kundenjagd. Am erfolgreichsten ist laut Marktforschungsinstitut Gartner der kleinste deutsche Anbieter O2, der mit dem Kaffeeröster Tchibo kooperiert. "Die Zusammenarbeit mit Tchibo ist sehr gut, da O2 damit ganz neue Kundenkreise wie die preisbewusste Hausfrau anspricht", sagt Gartner-Analyst Martin Gutberlet. Der Erfolg gibt O2/Tchibo Recht: Die Partner gewannen bislang 250 000 Nutzer.
Doch der härter gewordene Preiskampf wird seine Spuren in den Unternehmensbilanzen hinterlassen: Um ihre Gewinne trotz der sinkenden Einnahmen aus den Verbindungsminuten zu sichern, treten die die Mobilfunkkonzern auf die Kostenbremse. So will T-Mobile mit einem Milliarden-Sparprogramm die operative Marge langfristig über 40 Prozent halten.