Amtsgericht beruft MobilCom-Aufsichtsratschef Ripken ab [Update]
Stand: 15.01.2003
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Schleswig/Büdelsdorf (dpa/lno) - Das angeschlagene schleswig- holsteinische Mobilfunkunternehmen MobilCom hat überraschend seinen Aufsichtsratsvorsitzenden eingebüsst. Der bisherige Amtsinhaber Klaus Ripken gehöre dem Gremium nicht mehr an, weil er im Dezember wirksam zurückgetreten sei, teilte das Amtsgericht Schleswig am Dienstag mit. Weil das Mandat vakant sei, habe er Ulf Gänger aus dem Vorstand der Hamburgischen Landesbank zum Aufsichtsrat berufen, erklärte der zuständige Richter Christian Blöcker in Schleswig der dpa. Am Abend legte MobilCom-Vorstand Ulrich Kalthoff sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Damit lebe nach Unternehmensangaben sein Mandat als Aufsichtsratsmitglied wieder auf, und er könne sofort seine Funktion als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender wieder wahrnehmen.
Ripken sollte in seiner Funktion als Vorsitzender von Aufsichtsrat Dieter Vogel ersetzt werden, der als Architekt des Rettungs- und Sanierungsplans für MobilCom gilt. Vogel verfehlte jedoch zwei Mal die erforderliche Mehrheit in dem Gremium, so dass Ripken in seine Funktion zurückkehrte. Nun werde er jedoch die Entscheidung des Amtsgerichts akzeptieren und auf Rechtsmittel verzichten, teilte Ripken mit.
Das Unternehmen liess es am Dienstag offen, ob der Aufsichtsrat noch vor der Hauptversammlung einen neuen Vorsitzenden wählen wird. Sowohl die Bundesregierung als auch MobilCom-Grossaktionär France Télécom hatten darauf gedrängt, dass Vogel die Aufgabe übernimmt. Sie können jedoch die Mitglieder des Aufsichtsrats nicht auf ein bestimmtes Wahlverhalten verpflichten. Ripken galt als Vertrauter des ehemaligen MobilCom-Chefs Gerhard Schmid.
Der Unternehmensgründer und seine Ehefrau wiesen am Dienstag ihre Depotbanken an, ihren MobilCom-Anteil von rund 42 Prozent an den Hamburger Wirtschaftsprüfer Otto Gellert als Treuhänder zu übertragen. Damit schuf Schmid in der strittigen Treuhänder-Frage Fakten. Der vorherige Treuhänder Helmut Thoma, der sich der Kündigung des Vertrags durch Schmid widersetzen will, kann offensichtlich auf die Aktien nicht zugreifen.