Telekomkonzerne haben Probleme auf heimischen Märkten
Stand: 30.07.2010
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Madrid/Paris - Die großen europäischen Telekommunikationskonzerne betrachten das Geschäft auf dem Heimatmarkt mit Sorge. Telefonica, der spanische Ex-Monopolist, konnte im Gegensatz zu France Telecom den Rückgang im zweiten Quartal mit seinem Auslandsgeschäft auffangen.
Die Franzosen konnten ihre Aktionäre aber mit einem Dividendenversprechen besänftigen, so dass die Aktie bis zum Mittag um mehr als fünf Prozent stieg. Wie für 2009 sollen die Anleger für die Jahre 2010, 2011 und 2012 eine Dividende von 1,40 Euro je Aktie erhalten. Damit folgt France Telecom dem Beispiel anderer europäischer Telekomkonzerne. Die Deutsche Telekom will die Ausschüttung bis 2012 ebenfalls stabil halten, wenn auch mittels Aktienrückkäufen. Vodafone und Telefonica versprechen steigende Dividenden.
Boom des mobilen Internets sorgte für positive Zahlen
Doch bei den Briten und den Spaniern liefen die Geschäfte zuletzt auch besser. Telefonica konnte dank Zukäufen und eines starken Wachstums in Lateinamerika Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal kräftig steigern. Auch das Europa-Geschäft legte zu. Hier zahlte sich nicht nur die Übernahme des deutschen DSL-Anbieters Hansenet aus, in Deutschland und Großbritannien sorgte auch der Boom des mobilen Internets für positive Zahlen.
Der Umsatz von Telefonica stieg zwischen April und Juni um 9 Prozent auf 15,12 Milliarden Euro zu. Auch auf vergleichbarer Basis, also Zukäufe herausgerechnet, konnte Telefonica seinen Umsatz noch leicht steigern. Unterm Strich verdiente Telefonica 2,12 Milliarden Euro, das waren gut 16 Prozent mehr als im Vorjahr.
Lateinamerika soll Wachstumsmotor werden
Telefonica-Chef Cesar Alierta setzt neben dem mobilen Internet vor allem auf das Lateinamerika-Geschäft, den Wachstumsmotor des Konzerns. Damit das so bleibt, sicherte sich Alierta tags zuvor die Mehrheit am brasilianischen Mobilfunkbetreiber Vivo, der mit dem schwächelnden Festnetzanbieter Telesp zum größten integrierten Telefonanbieter in dem Land verschmolzen werden soll.
Ein solcher Treiber fehlt France Telecom: Die Franzosen sind zwar auch im Ausland unterwegs - neben Spanien und Polen auch in Afrika und im Nahen Osten - doch das rückläufige Geschäft im Heimatmarkt macht fast die Hälfte der Umsätze und noch mehr am Gewinn aus.
France Telecom verzeichnet schrumpfende Erlöse
Insgesamt gingen die Erlöse des französischen Ex-Monopolisten im zweiten Quartal um 0,4 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro zurück, der Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (EBITDA) schrumpfte um 2,6 Prozent auf 3,98 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis - bereinigt unter anderem um Übernahmen und Währungsschwankungen - fiel das Minus noch größer aus.
Alle großen Telekomkonzerne suchen angesichts des Preisdrucks nach neuen Wachstumsfeldern. Wer nicht wie Vodafone und Telefonica von seinen Auslandstöchtern profitiert, setzt wie die Deutsche Telekom auf Geschäftsideen rund um das Internet und IT-Dienstleistungen. France Telecom feilt gerade an Partnerschaften für sein Internetfernsehprogramm.
BT drehte an der Kostenschraube
Außerdem fahren die Konzerne einen harten Sparkurs. Dass der Wirkung zeigen kann, bewies am Donnerstag die britische BT Group Group, die in ihrem ersten Geschäftsquartal trotz eines Umsatzrückgangs den Gewinn steigerte. BT hat nach Problemen in seiner Großkundensparte und zwei Gewinnwarnungen massiv an den Kosten geschraubt, dazu gehört auch ein massiver Stellenabbau.
BT-Chef Ian Livingston, der das Unternehmen seit 2008 leitet, sprach dennoch nur von einem "akzeptablen Start". An seiner Prognose für das Gesamtjahr hielt Livingston aber fest: Bis Ende März 2011 sollen rund 900 Millionen Pfund eingespart werden. Umsatz und bereinigtes EBITDA sollen auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2009/10 liegen. Erst in zwei Jahren (GJ 2012/13) sieht Livingston die Umsätze wieder steigen.
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