Preisanalyse: Viele Handytarife werden nach zwei Jahren teurer
Stand: 05.09.2025
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Viele Mobilfunk-Provider bieten in den ersten 24 Monaten Vorteile wie Gratismonate oder Boni. Doch ist die Mindestlaufzeit vorbei, fallen nicht nur Neukundenvorteile weg: Die Anbieter erhöhen für 40 Prozent der Tarife die reguläre Grundgebühr – bei gleichbleibender Leistung. Das zeigt eine aktuelle Preisanalyse des Vergleichsportals Verivox von 225 Handytarifen.
Tarife verteuern sich im Schnitt um 66 Prozent
Mehr als jeder dritte Handytarif wird nach 24 Monaten teurer – und der Preisanstieg ist oft erheblich: Nach dem Ende der Mindestvertragslaufzeit steigt die Grundgebühr der untersuchten Tarife im Schnitt um 66 Prozent. Würde man weitere Neukundenvorteile wie kostenlose Freimonate oder Boni mit einrechnen, ginge die Schere noch deutlich weiter auseinander. Manche Anbieter erhöhen selbst bei monatlich kündbaren Flex-Tarifen nach 24 Monaten die Preise. Die gebuchten Leistungen, etwa Datenvolumen und Geschwindigkeit, bleiben hingegen gleich.
"Niemand sollte für dieselbe Leistung auf einmal einen höheren Preis bezahlen," sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "Das ist auch gar nicht nötig: Verträge dürfen sich nicht mehr automatisch um 12 Monate verlängern, sondern sind nach der Mindestlaufzeit monatlich kündbar. Nach zwei Jahren passt der Tarif möglicherweise auch gar nicht mehr zum Nutzungsverhalten – ein optimaler Zeitpunkt, die Kosten und die benötigte Leistung auf den Prüfstand zu stellen."
Bis zu 70 Euro mehr auf der Monatsrechnung
Bei 9 Prozent der untersuchten Tarife steigt der Preis sogar um das Doppelte oder mehr – im Extremfall können ab dem 25. Monat bis zu 70 Euro mehr auf der Rechnung stehen (O2 Mobile Unlimited Max). Der Preissprung betrifft damit nicht nur Tarife kleinerer Discounter und Service-Provider, sondern auch solche der großen Anbieter. Betroffen sind alle Tarifklassen, vom kleinen 7-Gigabyte-Tarif bis zur unlimitierten Flatrate. Die Grundgebühr steigt im Schnitt um 16 Euro im Monat.
"Die Preisgestaltung vieler Anbieter ist vor allem auf kurzfristige Kundengewinnung ausgerichtet, zum Nachteil von treuen Bestandskunden, die eigentlich keine Wechselabsicht haben", sagt Schamberg. "Es wird damit kalkuliert, dass ein beträchtlicher Teil der Kunden die erhöhten Preise nicht oder zu spät bemerkt."
Netzbetreiber-Tarife sind oft teurer, aber preisstabiler
Die Deutsche Telekom behält die zum Start veranschlagte Grundgebühr auch nach dem 25. Monat bei, mit Ausnahme der Spezialangebote für junge oder ältere Leute – diese Boni fallen nach der Mindestlaufzeit weg. 1&1 hält seine Tarife ebenfalls stabil, auch deren Young-Vorteile bleiben ab Monat 25 wie zuvor bestehen. Vodafone und O2 bieten einen Vorteilspreis in den ersten 24 Monaten, danach wird es teurer.
Allerdings haben die vier großen Anbieter insgesamt ein deutlich höheres Preis- und auch Leistungsniveau als Mobilfunk-Discounter. Dazu Jörg Schamberg: "Die meist großen Datenbudgets in den Laufzeittarifen der Netzbetreiber treiben den Preis in die Höhe, werden oft aber kaum genutzt. Aktuell sind Discounter-Tarife mit 20 GB Datenvolumen bereits ab rund fünf Euro im Monat zu haben. Solche Angebote kosten im Schnitt rund 60 Prozent weniger als bei den großen Anbietern, mit nur geringen Abstrichen beim Speed. Wer einen durchschnittlichen Datenbedarf hat, findet bei Discounttarifen deshalb meist das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis."
Methodik
Verglichen wurden die in den ersten 24 Vertragsmonaten anfallenden regulären monatlichen Grundgebühren von 225 Handytarifen (Netzbetreiber, Service-Provider und Discounter) mit den Kosten, die in denselben Tarifen ab dem 25. Monat verlangt werden (Postpaid, 1-24 Monate Mindestvertragslaufzeit; Privatkunden, inkl. Young-Tarife). Einmalgebühren und zeitlich begrenzte Aktionspreise sind nicht berücksichtigt. Quellen: Verivox-Datenbank, Websites der Anbieter. Stand: 20.06.2025.